Solid Snakes Vünf Probleme

Howdy folks! Mein Name ist Snake und ich bin nun schon zum vünften Mal der Star eines Computerspiels. Man könnte sagen, ich werde langsam alt, aber das stimmt nicht – ich bin noch jung, eigtl. sogar ein Baby, ein bockiges, ein unfertiges, aber daran ist mein Vater schuld.

Game-Guru Hideo Kojima hat wieder einen Kracher produziert, die Metal Gear Solid-Serie hat nun endlich ihr vünfstes Baby und die Spieler- und Pressewelt jubelt… oder nicht? Nun ja, die ganzen technischen Probleme sind eine Sache, das Spiel an sich aber eine andere.
Man kann über das störrische Deckungssystem meckern, über die meist ärgerlich gesetzten Checkpoints, über die geringe Auswahl an Einsatzgebieten oder auch den zähen Einstieg, bei dem nur Passagier ist, genau wie über die Steuerung,  bei der die Entwickler scheinbar nicht bedachten, dass Mäuse mit mehr als 3 Tasten gibt… das kann man wirklich, sollte es auch, aber das sind nicht die Kernprobleme und unnötigen „Unstimmigkeiten“ des Spiels.
Wie so oft – und da kann NextGen noch so nextgenig sein – ist unter der hübschen Haube ein Sammelsurium an altbekannten Fehlern versteckt und just diese nerven auf Dauer und sogar ad hoc all jene, die nicht erst gestern sprechen gelernt haben und schon seit einigen Jahren zock. Der Kürze zuliebe hier die Top Vife.

#5 – Alle tot außer mir!
Ich hocke in einer Deckung und ein kleines Vieh, vll. eine Ratte wuselt im Kreis wie blöde um mich herum – warum? Da wird krampfhaft versucht, der toten Spielwelt irgendwie Leben einzuhauchen und dann sowas? Ich kann ein Pferd reiten, ich kann rote Fässer in die Luft jagen, vor dem Fernglas fliegen grün-markierte Vögel und ich sammle Pflanzen ein, aus denen man Gift gewinnen kann… aber kann ich kleine Holzschuppen wegschießen oder verraten mich Krähen, wenn ich mich versuche zu verstecken? Nö!

#4 – Echtes Schleichen is nich
Wenn man sich einem Gegner von hinten anschleicht, schwenkt dieser spontan um 180 Grad um, wenn man sich auf eine kurze Distanz nähert. Man schleicht Zentimeter für Zentimeter heran, aber ohne den „richtigen“ Anzug samt Schuhen ist Snake viel zu laut…

#3 – Ick hör nix!
Es ist lustig, einen betäubten Gegner an einen Gasballon zu binden und ihn damit zu seiner eigenen Basis zu schicken, um ihn dort „zu rekrutieren“, aber warum schreit der betäubte Gegner und warum hört der noch unberührte Gegner, der 10 Meter entfernt steht, den Schrei nicht?

# 2 – Ick seh nix!
Ich für meinen Fall bin kein Soldat, habe keine Adleraugen und eigne mich denkbar wenig zum Bewachen eines Stützpunktes, ABER ich würde bei hellem Mondlicht einen in 30 Metern Entfernung über die Straße robbenden Menschen erkennen, wenn ich in seine Richtung schaue, und nehme auch Personen wahr, die 50 cm um die Ecke stehen, weil ich ein Blickfeld von 180 Grad habe… so wie jeder Erwachsene. Somit eigene ich mich besser als die Soldaten im Spiel für den Job – toll, oder?

#1 – Entwickler auf Ego-Trip
Kojima ist eine lebende Legende, verfügte nie über sonderlich viel Bodenhaftung, aber im MGS: V ist er komplett abgehoben und lässt es sich nicht nehmen, nach jeder gottverdammten Mission Credits über den Schirm laufen zu lassen und seinen Namen stets am längsten einzublenden. Ich wette drauf: Die Anzahl der psychisch gestörten Spieler wird zunehmen und noch dieses Jahr wir irgendein Psychiater das Kojima-Syndrom entdecken. „Das permanente Erwähnen der eigenen Leistung und das Aufzeigen seines Namens ist zwar schon länger bekannt, z.B. von Timmääää aus Southpark, im Falle Kojimas aber erstmalig bei einer Person festzustellen, die intelligent und erfolgreich ist.“

Tja, was bleibt da noch zu sagen? J-Games sind immer etwas „anders“? Nö, sind der gleiche Mist wie USA-Games, wie alle anderen AAA-Titel, nur eben noch besonders dämlich obendrein.

JS für Orthy.de, C2015