Computer-Gähn
Intels neue Geschäftszahlen sind raus, solide Sache, operativer Gewinn von 2,5 Milliarden, davon kann AMD nur träumen, man kann aber auch sagen, über die weitere Konkurrenz kann man aber nicht viel sagen, sie ist schließlich nicht mehr existent. Die letzte Phase der Monopolisierung läut bereits und das ist erstaunlicher Weise gar nicht so schlecht – oder doch?
Vor 10 Jahren oder 15 Jahren stand man, wenn man seinen PC aufrüsten oder sich einen neuen zulegen wollte, vor vielen, gar nicht so einfachen Entscheidungen. Nehme ich einen IBM-, Cyrix-, Intel- oder AMD-Prozzi? Nehme ich dazu eine Grafikkarte von Spea, 3dFX, ATI, S3, Kyro, NVidia, Matrox oder Cirrus Logic? Und dann ging das Beschippern des Mainboard-Ozeans los … Abit, Albatron, Aopen, Epox, Chaintech, DFI, FIC, Iwill, QDI, Shuttle oder Soltek – es gab viele Inseln, an denen man anlegen konnte, um die Platine der Wahl zu shoppen. Heute sind die alle dank der Asus-Gigabyte-MSI-Sonne, die für ein Abschmelzen der Platinenpolkappen sorgen, abgesoffen (und wie lange Biostar durchhält, ist auch fraglich). Früher hatte man schon beim Kauf eines Computers die Befürchtung, dass ein Jahr später die Kiste zum Alten Eisen gehört – undbestätigt wurde diese Befürchtung dann auch gleich immer. Heute zockt man die neusten Games ohne Probleme auf einem 2 Jahren alten System, auch weil Ivy Bridge und Haswell alles andere als große Entwicklungssprünge darstell(t)en. Intel wird zurecht hierfür gescholten, aber Intel kann es sich eben leisten, da die Konkurrenz erstens in geringer Zahl vorhanden ist und zweitens mit halber Kaft arbeiten muss.
Wer bis dato dachte, dass nur ein ausdifferenzierter Markt mit vielen Spielern Bestand haben könnte, dass eine Monopolisierung nicht Realität werden könnte, weil die Konsumenten halt eine große Auswahl wünschen, es viele Nischen gibt oder gar eine Markenbindung, sieht sich einer Wahrheit gegenüber, die ganze Theorie zerbröseln lässt. Ein Marktsystem strebt immer zu einer Zentralisierung, diese lässt sich am besten monopolistisch kontrollieren, und nur das erschaffen neuer Märkte sorgt kurzzeitig für eine Pluralisierung. Nicht die Anzahl der am Markt teilnehmenden Firmen entscheidet, sondern die Fähigkeit dieser Firmen, ein großes Produktportfolio zu haben, eines, das eben möglichst alle Käufergruppen befriedigt. Vor einigen Monaten fragte mich ein Arbeitskollege, warum ich Panasonic-Kameras bevorzugen würde – ich sagte ihm, dass ich eigtl. eher Ricoh mag, aber die gibt es ja nicht mehr. Meine erste Digicam kam von Jenoptik – die gibt’s auch nicht mehr. Dass in Samsung-Cams Samsung gar nicht wirklich drinsteckt, ist auch bekannt. Kodak ist schon lange erledigt, dass zur Jahrtausendwende Canon noch ein kleines Licht bei den Digicams war, verwunderte ihn. Dafür bekommt man heute allein je 20 Kompakte für unter 200 € von Pana, Canon, Fuji und Co. – es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis auch dank der Smartphone-Cams bei den Kompakt-Cam-Herstellern das Sterben einsetzt. Was ist aber so schlimm daran, wenn z.B. Pana und Canon zusammengelegt würden? Doppeltes know-how unter einem Dach – klingt eigentlich sogar verlockend. Der Android-Entwicklungszyklus wurde mit 4.x deutlich verlängert, mittlerweile bekommen auch Apple-Fanboy/-girls mit, dass die neuen iPhones und iPads keine Riesensprünge mehr machen, bevor sie aber zum echten Arbeiten taugen, wird noch viel Zeit vergehen, da muss erst die Umwandlung vom Modespielzeug zum Arbeitsgerät vollzogen werden, besonders bei Apple ist dies seit Jahren ja eigentlich ein no-go-area.
Man hat also noch Auswahl, eine große sogar, nur gibt es eben anstelle einer riesigen Markenvielfalt nur noch ein paar Hersteller – die „Entschleunigung“ ist spürbar und tut eigentlich gar nicht so schlecht.
JS für orthy.de, C2013
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