7 Wünsche an die Entwickler von MoH Warfighter

Der neuste Sprössling der Medal of Honor-Famile, Warfighter, hat erstaunlicher Weise einiges zu bieten, da darf man durchaus positiv überrascht sein, doch je länger man es spielt, desto intensiver wird der Drang, den Entwicklern das ein und andere Mal auf die Finger zu hauen. Aus MoH-W hätte nämlich ein _richtig_ gutes Spiel werden können und dies sogar ohne einen übertriebenen Mehraufwand, ohne das Umbauen des Gesamtkonzeptes.

CoD vs. MoH – beide Spieleserien gibt’s seit rund einer Dekade, beide haben ihre Fans, beide werden kritisch in den Medien reflektiert und teils sogar herrlich differenziert von den Spielern betrachtet. So weit, so gut, so grenzwertig was die Geschmäcker angeht, eines jedenfalls ist bei MoH-W gelungen: Der Realismusgrad der Sprache. Militärisch präzise, kurz und knackig – keiner von uns war wohl jemals bei einem Einsatz von amerikanischen Spezialeinheiten live dabei, voll im Geschehen, den Unterschied zum Dummgeschnatter bei CoD zu erkennen, ist dennoch nicht schwierig. Ja sogar Abwechlung ist bei MoH-W zu finden, bei den Verfolgungsjagden stellt sich schnell ein exzellentes Geschwindigkeitsgefühl ein, wovon selbst einige Rennspiele wie WRC3 nur träumen können. Im gleichen Spiel dann düstere, durchs Wetter erschwerte Schleichszenen, aber auch In-House-Action und das allseits beliebte Offene-Plätze-Gefecht – ja, MoH-W bietet einiges, doch stets und ständig trifft man auf die selben Unzulänglichkeiten.

1. Ein Spiel, welches sehr stark auf das Deckungselement setzt, sollte auch richtig damit umgehen. Es darf nicht sein, dass sich Gegner hinter einer nichtvorhandenen Deckung verstecken und dass in 50 % aller Fälle die Köpfe über die Deckung ragen. Die eh schon enorm hohe Headshot-Quote wird dadurch weit in den Bereich des Absurden getrieben.

2. Spendiert den Gegnern mal eine KI! Ja, in den Vorgängertiteln waren die Gegner meist schlau wie ein Stück Tapete, aber mal ehrlich: Auch wenn es sich um fanatische Hinterwäldler handelt, so ist das Durchdiegegendrennen doch einfach nur lächerlich. Genau wie der verwzeifelte Versuch der Kollegen, durch Mauern und Fässer hindurchzuschießen. Minutenlanges Dauerfeuer … was soll das? Und als ob das nicht das Kampfgeschehen schon trübt, wird der Spieler dann auch noch permanent angerempelt und seine Schussbahn gestört – Koordination ist wahrlich etwas anderes.

3. Wieso Regentropfen auf einem nichtvorhandenen Visier den Blick erschweren, warum dies auch bei Treffern rundum durch Blut geschieht und warum das Bild an Farbe verliert, wenn man kurz vorm Sterben ist, darf ruhig auch mal kritisiert werden. Dieses Stilmittel war anfänglich mal ganz nett, so als Ersatz für die übliche Damage-Anzeige, hat mit Realismus aber nichts zu tun und gehört mittlerweile verbannt! Herrjee, gegen Bandagen und Healthpacks ist doch nichts einzuwenden, aber nein, die Selbstheilungskräfte, die selbst ein Vampir gern hätte, werden mal wieder herangezogen, um dem Spieler das Überleben einfacher zu machen.

4. Lasst verdammtnochmal endlich diesen triefenden US-amerikanischen Pathos! Den braucht niemand! Nicht mal die Amerikaner!

5. Nicht jeder Aktion muss eine gesonderte Taste zugewiesen werden, man darf auch ruhig mal Aktionen auf einer Taste zusammenfassen, vor allem weil die Mausunterstützung ja erstaunlich gut funktioniert. Das ist förderlich für den Spielfluss.

6. Wenn Stealth-Action, dann doch bitte richtig, und das Löschen von Lichtquellen, das Umgehen von Gegnern und das Spiel mit schattigen Ecken gehört dazu!

7. Tja, fast wie üblich: Spendiert den PC-Nutzern doch mal High-Res-Texturen. Auch ohne ganz gezielt auf Matsch zu achten, wird er sichtbar, an allen Ecken und Kanten.

Keine Kritik am Schlauch-Design der Level? Keine an der miesen Bewegungsfreiheit? Keine am repetetiven Element? Tja, natürlich kann man diese Unsitte zum x-ten Male kritisieren und natürlich wäre es gerechtfertigt und natürlich ist es ein Armutszeugnis für Spielehersteller und auch die Spieler, aber dieses Subgenre ist etabliert und muss wohl oder übel auch als solches angesehen werden. Bis zum Erscheinen der nächsten Konsolengeneration  wird sich an der Lage kaum etwas ändern. Traurig, aber wahr. Was das repetetive Element angeht, so sei aber gesagt: Eben dieses zeichnet ja das Militärische aus, es ist stumpf, es ist same-shit-different-scene, für Kreativität ist da in der Realität kein Platz.

JS für Orthy.de, C2012