Yeeehaaa ’11

Es ist leider üblich, dass die Jahrenrückblicke noch vor Jahresende erscheinen,  im TV flüssig in HD, mit 800 Hertz und Doppelherz dazu, in Druckwerken schwarz auf weiß. Ebenso „normal“ ist es, stets die Katastrophen in den Vordergrund zu rücken, am besten noch mit einem persönlichen Touch. Das wärmt das Herz und lässt nostalgische Gefühle sprießen, wie am Ende dann aber der Bogen Richtung einer hoffnungsvollen Zukunft geschlagen werden soll, bleibt offen. Dabei hat das Jahr 2011 doch so wahnsinnig viel Tolles gebracht, es war ein unglaublich gutes Jahr – für alle und jeden und überhaupt!

Ich meide ja die diversen Rückblicke, außer den satirischen im ZDF, denn es kommt ja nur das, was das ganze Jahr schon kam: angebliche Desaster und angebliche Verbrechen, garniert mit angeblichen Skandalen und dem 11. Weltuntergang im 11. Jahr des 3. Jahrtausends. Beliebigkeit macht sich breit, dabei ist genau diese gar nicht angebracht, denn abgesehen davon, dass die Menschheit geschmeidig und elegant in letztes Jahr ihrer Existenz gehüpft ist, gab es doch auf breiter Front nur Gutes zu berichten, nur wird dies natürlich nirgends erwähnt, denn das ist schlecht für die Quote und die Auflage.

Eines noch vorweg: Nein, ich stehe nicht unter Drogen, zumindest nicht mehr als sonst auch, und solange es noch Luft, Cola, Fleisch und Kräuterbutter gibt, dieses zudem alles als legal eingestuft ist, wird sich daran auch nix ändern. Ich habe es einfach nur satt, im Stress zu leben, einen der allminütlichen Weltuntergänge zu verpassen … pfff! ’99 hatte ich eine heftige Erkältung, bekam eine Rakete ins Kreuz (keine Pershing! Das war anno ’82, als ich für Onkel Erich im Westen spioniert habe!), konnte den Alkohol nicht genießen, was nicht am Alkohol selbst lag, sodass der Silvesterurlaub kein Urlaub war.  Unter dem Begriff „Millenium-Bug“ versteht die Generation Spongebob höchstens noch den Bruder von Sheldon J. Plankton … huch, ich schweife ab.

Ja, also, 2011, war das was? Natürlich! Abgesehen davon, dass uns ein weiterer Bush erspart blieb, wurden auch eine Unmenge unnützer Köpfe entfernt, manche eher weniger unfreiwillig, Mubarak und Gaddafi z.B., andere angeblich freiwillig, Berlusconi und Lindner seien hier erwähnt, wieder andere sogar zum x-ten Male, denn Kim Jong Il war schon vorher tot, er hat es nur nicht mitbekommen. Es besonderer Spezi der Amerikaner wurde, wie man im TV sehen konnte, von einem blauen Wurm erschossen und hierdurch wurde der größte Wunsch des Osama bin L. erfüllt: er ist zum Märtyrer geworden und kann nun die 72 Trauben im Paradis vernaschen. Nun, das alles macht Platz für neue Köpfe, Ideen, Gedanken, für Reformen und Freiheit und Frieden! Statt Bürgerkriegschaos nun eine solide Militärregierung, die den sanften Übergang zur Sharia ebnet, dabei aber die Wirtschaftsinteressen der führenden, freien Nationen der Welt nicht vernachlässigt – ja geht es denn besser? Charmeur Silvio kann sich nun endlich wieder seiner Herzensangelegenheit, dem Fußball, widmen – nach den Jahren als Italiens Chefreformer hat er sich das verdient. Das gilt auch für Superdynamo Christian L., der es geschafft hat, an der der Seite des erfolgreichsten Deutschen mit Migrationshintergründ (P. Rösler) die Volkspartei FDP zu stabilisieren und dabei noch für ein dickes Umsatzplus bei der Weinindustrie zu sorgen, wobei dies eigentlich R. Brüderle zuzuschreiben ist, denn dessen gute Laune in Zusammenarbeit mit seiner Überzeugungskraft sorgte ja dafür, dass die Winzer endlich wieder Geld verdienen, trotz des frostigen Sommers.

Abseits der FDP-Welt tat sich aber in bei den Sozen was: die Re-Integrationsprogramme der SPD halfen Steinbrück und Schmidt wieder in Lohn und Brot zu kommen, zudem konnten einige Dutzend Ghostwriter endlich wieder bei paar Euro verdienen. Genau wie bei K.T., wobei dessen ungerechtfertigter Abgang natürlich zwischenzeitlich für miese Stimmung sorgte. Doch K.T. wäre nicht K.T., wenn er nicht noch ein Ass im Ärmel hätte: dank bester Connections zur Medienwelt war die Erstauflage seines Buches binnen kurzer Zeit ausverkauft, was natürlich auch dem Buchhandel zu Gute kam. Nachdem anno dunnemals K.T. ins dröge Verteidigungsministerium abgeschoben wurde, konnte er nun wieder als freier Wirtschaftler die Inlandsnachfrage ankurbeln – das schien Jahre lang als ein Ding der Unmöglichkeit. Natürlich gingen einige Jobs in der Haargel- und Brillenindustrie flöten, aber dank drastisch erhöhter Hartz IV-Regelsätze können die Joblosen trotzdem jubeln, denn sie bekommen nun ja deutlich mehr als in ihren 400-Euro-Jobs vorher.  K.T. ging mit Stil, denn die Medienschelte beim Abgang des Heilsbringers ließ viele sensationsgeile Journalisten in sich gehen, die wurden mal so richtig geerdet, von genau jener Person, die doch engelsgleich über allem schwebt, sogar über dem Dativ. Auch das Krisenmanagament unseres Bundespräsidenten sei lobend erwähnt, denn er weiß sich sachlich und nachhaltig gegen die Schmutzkampangne der Medien zu wehren, die sich in sein Privatleben einmischen, eine Authorität untergraben, obwohl es ja nur um einen Kredit für ein Häuschen ging. Da sieht man mal wieder, wie unfrei man in Deutschland ist:  man will investieren, man will für das Alter vorsorgen, man ist so schlau, kostengünstig an Geld zu kommen, nutzt das in vorhandene Vertrauen und wird dann dafür dann attackiert. Eine schäbige Sache! Wulff hat nicht viel Macht, verfassungsmäßig ist dies so festgelegt, allein wohlgewählte Worte kann er nutzen, und nun wird an seiner Glaubwürdigkeit gezweifelt – das schadet der hoch angesehenen politischen Führungselite sehr, so etwas kann man in angeblichen Krisenzeiten nun wirklich nicht brauchen, da muss man hinter der Führung stehen.
Gestanden hat auch der Landesvorsitzende der CDU in Schleswig-Holstein, Christian von Boetticher, nämlich dazu, dass es schlicht und einfach Liebe war. Gemeint war nicht etwa die Politik oder die Wahrheit, sondern die Liebe zu einer entzückenden, für ihre 16 Lebensjahre extrem reifen Dame. Verständlicher Weise tief getroffen nahm er sein Herz in die Hand und trat zu vor die Kameras, anschließend zurück.  Den jung-dynamischen 40-Jährigen behalten wir in guter Erinnerung, im Gegensatz zum alternden Oscar L., der sich die 41-Jährige Schreckensvision Sahra W. geangelt hat.

So, genug der deutschen Politik, wir wollen ja nicht engstirnig sein. Auch international geht’s bergauf! Die Bauunternehmen in Japan z.B. können Rekordumsätze verbuchen, auf viele Jahre ist nun eine sichere Planung möglich. Statt dröges Fischen ist nun selbstverwirklichendes Eigenheimbauen angesagt, statt Atomstrom kann nun Grüner Strom genutzt werden, statt Sushi und lokalen Reis gibt’s nun überregionale Köstlichkeiten, was natürlich auch die Spediteure erfreut.  Nach neusten Pressberichten soll S.T.A.L.K.E.R. 2 nun doch erscheinen, eigtl. war die Entwicklung dieses Spiels ja eingestellt worden, weil mittlerweile Zocker jeder Pripyat in- und auswändig kennt, doch TEPRO sei dank gibt’s nun einen neuen Schauplatz – und dies sogar in FullHD!
Der Abzug der US-amerikanischen Truppen aus den befriedeten Ländern namens Irak und Afghanistan schreitet gut voran, die Eingebohrenen lernen schnell und effektiv, Ruhe und Ordnung zu bewahren, die demokratisch-freiheitlichen Grundsätze umzusetzen. Viele Skeptiker meinen zwar immer noch, dass es hierfür eine helfende Hand brauche, die im eigenen Lande nicht vor dem Staatsbankrott steht und sowas wie ein Schulsystem bräuchte, doch so langsam müssen auch die härtesten Kritiker ihre Fehleinschätzungen eingestehen, denn gerade die Freiheit in allen Sektoren führt ja dazu, dass sich stets alles zum Besten entwickelt. Dies sieht man ja auch im angeblich kriselnden Euro-Raum, doch schon ein Blick nach Irland verrät, dass man mit Fleiß und Sparen sehr schnell die Kurve bekommt. Das müssen nun nur noch die Griechen kappieren, dann die Spanier, dann wird der Euro wieder stabil und stark. Man kann eben nicht erwarten, dass Tote Rente erhalten, oder zumindest nur ein paar von Ihnen, die wichtigsten eben, also die, die auch im Jenseits noch hart dafür arbeiten, den Staat und seine Bürger voranzubringen. Das hat man ja auch beim Deutschlandbesuch des Papstes gemerkt, für welchen mehr Geld als vom Niebel-Ministerium-für-das-Gute-der-Welt als Hungerhilfe in Afrika ausgegeben wurde, aber dieser Besuch zeigte besser als alle gefüllten Kindermägen Afrikas, wie es gehen muss, damit alles klappt. Sich darüber zu freuen, dass man einfach mal da ist, schafft nicht jeder, muss aber früher oder später jeder. Einige angebliche Opfer des Ergas-Frackings in den USA haben sich spontan ein Beispiel daran genommen und statt darüber zu meckern, dass aus dem Wasserhahn brennbares Gas strömt, freuen sie sich nun, denn sie können sich fortan Heizung und Grill sparen. Der Mensch muss eben verstehen, dass es nicht so sozialistisch-kommunistisch wie bisher weitergehen kann, sondern dass allein die Freiheit die zählt. Diese Freiheit nahm sich auch Barack O., der nach einigen informellen, ruhigen Gesprächen einsah, dass eine Reichensteuer Gift für die US-Wirtschaft sei, denn wer den Millionären und Milliadären einfach so Geld wegnimmt und es dann für den Umweltschutz und ins Schulsystem steckt, natürlich die Binnenkonjunktur nicht ankurbeln kann, somit massenhaft Arbeitsplätze riskiert.

Apropos Umweltschutz: der angebliche Klimawandel blieb auch 2011 aus, welch Wunder. Die Seychellen existieren noch, die Niederlande auch, die Überschwemmungen in Taiwan, das wurde kürzlich herausgefunden, wurden von dem Kölner Polier verursacht, der bis 2009 an der U-Bahn herumpfuschte und dabei 500 Eisenstangen klaute. Es ist beruhigend, dass der Schuldige gefunden wurde. Ich bin mir sicher, dass die Manipulatoren der Doktorarbeiten von K.T. und Koch-Merin auch noch gefunden werden, die beiden Freigeister werden nicht aufgeben, bevor nicht sicher gestellt wurde, wer die beiden so heftig beeinflusst hat und wie dies geschah. Ich persönlich tippe ja auf darauf, dass irgend so ein selbsternannter Kritiker die Fäden zog, vielleicht genau jener, die bei dem Ereigniss des Jahres, die Hochzeit von William und Kate, tatsächlich meinte, dass es wichtigere Dinge auf dieser Welt gäbe und dass es nicht nötig sei, dass beide großen öffentlich-rechtlichen Sender unabhängig von einander eine umfangreiche Berichterstattung vollführen würden. Pah, was hat dieser Depp sich dabei gedacht? Natürlich müssen ARD und ZDF berichten, natürlich unabhängig, denn nur das ist freiheitlich-demokratisch und für den aufgeklärten Bürger relevant, er muss doch schließlich rundum informiert sein, man stelle sich mal vor, es wäre verschwiegen worden, dass Kates Kleid 3 mal geändert und die Limousine schon mit 6 Wachsschichten poliert wurde … Nur wenn der Bürger sich mit grundlegenden Themen beschäftigen kann, ist es im möglich, eine objektive Entscheidung zu fällen und nur diese zählt in der freiheitlich-demokratischen Welt!

Apropos Welt: natürlich wird diese 2012 nicht untergehen, denn die Mayas haben sich damals schlicht verrechnet! Diese Vollhonks hatten halt kein IFO-Institut und kein Aktienanalysten, konnten also die Wahrheit nicht berechnen, beachteten ja nicht mal das Schaltjahr und das Betreuungsgeld für Kinder sowie die 12 und 13. Staffel von Deutschland-sucht-den-Superstar. Hätten die Mayas auch nur einen blassen Schimmer von der Realität, wüssten sie, dass Punkt- vor Strichrechnung geht und somit nicht 2012, sondern 5468442014 nach Geburt des Heilsbringers die Welt untergeht und bis dahin, da sind sich IFO-Institut und Bundesregierung einig, werden Daimler-Benz und Airbus die Erde schon längt aus dem kritischen Raum rund um die Sonne in ruhige Gefilde geschleppt haben. Das geht aber natürlich nur, wenn der elendig sozialistische Staat sich nicht permanent einmischt und die Firmen mal in Ruhe lässt. Steuermiliarden sind natürlich gern genommen, aber der träge Bürger wird nie verstehen, dass es wertvoller ist, in 5 Milliarden Jahren abseits der Supernova zu leben, als heute oder morgen oder in 100 Jahren auf einem grünen Planeten in der Nähe der Sonne.

JS für Orthy.de, anno domini liberali 2012