Es waren einmal … Kühlerhersteller

Es ist mal an der Zeit, in der Mottenkiste zu kramen. Bei den meisten Menschen sind da sicher Kindheitserinnerungen drin, an Ferienlager, Kindergarten, die Zeit vor der Wende, die Zeit des bekloppten Ösis, die Zeit des bekloppten Preußen, des bekloppten Mongolen usw. usf. – bei mir sind es natürlich Erinnerungen an Kühler.

 

 

Es gab mal eine Zeit, hört hört, da war „Dual-Fan“ noch eine Seltenheit, etwas Besonderes. Es war eine Zeit, in der viele mit diesem Begriff nicht wirklich etwas anfangen konnten, es war die Zeit der ersten Towerkühler. Lang bevor die H.D.T.-Lizenz-Invasion startete, lang bevor Quad-Core-CPUs heizen konnten und als „SLI“ noch zu 3dFX gehörte, gab es einen HPS1 von Sharkoon, der einst neu um die 40 Euro kostete und auf LAN-Parties für Aufsehen sorgte. Sharkoon konzentrierte sich aber auf Zuebhör, auf Gehäuse und nachdem der Silent Eagle wenig Anklang fand, stellte man die Kühler-„Produktion“ ein. Halbherzig geht es halt nicht.

Jahre zuvor, als man mit einem 1GHz-Thunderbird noch der König der FpS war, sorgte Swiftech für Aufsehen mit dicken Kupferplatten, in welche Alustäbe geschraubt wurden. Die MCX waren sündhaft teuer, aber mit einem flotten Lüfter ausgestatten eben auch enorm leistungsfähig. Swiftech konzentrierte sich dann auf Wasserkühler und ist nicht mehr ein Insider-Tipp, sondern eine Randerscheinung.

Alles andere als geldbörsenfreundlich war von Anfang an auch Verax, der mit der Polargate-Serie nicht den erhofften Erfolg hatte, dessen Helado-Serie einfach zu wenig fürs teure Geld bot und deshalb heute keinen Sockel 1155-Kühler mehr im Angebot hat.

Sonderlich erfolgreich waren auch zwo Hersteller, die sich ihre Meriten auf ganz anderen Sektoren verdienten: Gigabyte baut seit langem erfolgreich Mainboards, seit einigen Jahren auch Gehäuse und Grafikkarten, und obwohl einige Kühler richtig gut waren, es sei der G-Power2 Pro erwähnt,  gelang der Sprung ins Lager der Etablierten nicht. Ein ähnliches Schicksal erfuhr auch OCZ: der Speicherspezialist setzte zu sehr auf bewährte Modelle, die eingekauft und umgelabelt wurden. Noch 2008 hatte ich auf der GC ein längeres Gespräch samt großer Tipp- und Hinweisliste, allein wahrgenommen wurde sie nicht. Mit dem Gladiator Max scheiterte das letzte Aufbäumen, dann fiel die RAM-Sparte weg, heute setzt man komplett auf SSDs.

Bei Silverstone, dem Erschaffer der legendären Temjin-Gehäuse, fuhr man die Kühlerschiene nur nebenbei, als „Krönung“ kam der NT-06E heraus, ein solider, letztlich aber unspektakulärer Kühler. Besonders schade ist die Einstellung der Kühlersparte, weil man bei Silverstone mit den AirPenetator-Lüftern rrrichtig gute auf Lager hat.

Auf der Cebit 2006 war der Standvon CoolAge gesprickt mit dicken, bunten, interessanten Kühlern, doch selbst der X120TF, seineszeichens der Top-Kühler, kam über eine Außenseiterrolle nie heraus. Bezeichnender Weise ist eben jenes Cebit-2006-Banner noch heute auf der Startseite zu sehen – die GraKa-Kühler erschienen noch nichtmal auf der Homepage.

Ein in ’schland nicht wahnsinnig bekannter Hersteller namens KingWin hatten zwischenzeitlich recht viele Kühler im Angebot, sogar einige ganz gute, heute findet man gerade einmal noch 3 Kühler – ob die Lizenzen wohl ausgelaufen sind? Ob PCCooler wohl irgendwann NÖ! gesagt hat?

NÖ! sagte man wohl vor geraumer Zeit auch bei AeroCool zu den GraKa- und CPU-Kühlern. Die Erschaffer des legendären HT 101, dem ersten wirklich potenten Tower-Kühler überhaupt, dem besten SockelA-Kühler seiner Zeit, dem Kühler, der „leise UND kühl“ erst möglich machte. Mit dem GT-1000 wurden hitzige Pentium4 echt gut gekühlt, „The Dominator“ war der erste Top-Blow-Kühler mit 140mm-Lüfter, doch das alles brachte nichts. Auch AeroCool shoppte bei PCCooler, der DCC-C1200 war sogar richtig stark und auch gar nicht teuer, doch er Abwärtstrend war nimmer zu stoppen. Bunte Lüftersteuerungen und Gehäuse, die weit über den Begriff „auffällig“ hinausgehen, stellen heute das Geschäft dar.

Ein wenig mag die Geschichte an die Dinos erinnern, vielleicht an die Kirche oder am ehesten wohl an Fußballtraditionsvereine – überrollt von der neuen Realität, von den Scythes und Xigmateks, den Alpenföhns und Noctuas, den Prolimatechs und DeepCools. Nichts ist von Dauer, auch Legenden können von der Bildfläche verschwinden,  zu Randnotizen in den Annalen werden. Man mag den aktuellen Hegemomen warnend zurufen: „Achtet die Zeichen der Zeit, sonst seid ihr auch bald Geschichte!“ Oder ist es nur die obligatorische Vergänglichkeit des Marktes? Sei es drum! In 5 Jahren lesen wir uns wieder. 😉

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