Gibt es einen Qualitätsverfall bei Computerspielen?

Fazit (?)

 

Fast schon krampfhaft gilt es sich an der Foulcault’schen Akzeptanzvorkehrung festzuhalten, denn sonst landet man in den Tiefen der Subjektivität. Konsolenspiele sind nicht automatisch schlechter als PC-Spiele, Konsolenspieler nicht automatisch „dümmer“ als PC-Spieler, es gab und gibt einfach grauenvolle Spiele für jede Plattform, dies wird auch in Zukunft so sein. Doch lassen sich, mit aller gebotenen Vorsicht, gewisse Trends erfassen – und diese stimmen nicht gerade hoffnungsvoll. Die Casualisierung schlägt heftig zu, das darf man auf jeden Fall behaupten. Der Markt und die Klientel gehen eine gefährliche Partnerschaft ein, die Folge ist die totale Ausrichtung auf den finanziellen Erfolg gepaart mit einer sich verstärkenden Anspruchslosigkeit. Wenn Electronic Arts 50 Prozent des Budgets von COD:MW2 in die Werbung steckt, dann muss die Qualität des Spiels ganz automatisch leiden. Wenn das Spiel dann so erfolgreich ist, gibt es für EA auch keinen Grund, etwas an der Strategie zu ändern. Wenn der Klientel Erfahrungen verweigert werden, kann die Klientel sich nicht weiterentwickeln, es beginnt ein Kreislauf mit zunehmend geringeren Ausbruchsfähigkeiten und -möglichkeiten. Die Taktik der Emotionalisierung, die bis dato v.a. bekannt war von verschiedensten Herrschaftssystemen (religiös, monarchisch, medien-demokratisch) und der Werbung (Propaganda) an sich, und genau dort zu ganz negativen Entwicklungen geführt hat, die zu allem Überfluss auch noch sehr nachhaltig sind, wird den Spielemarkt weiter verändern, ihn möglicher Weise alsbald gänzlich okkupieren.
War ein AAA-Titel einst ein Fünfgängemenu, fehlen heute nicht nur das Dessert, sondern auch oftmals die Basis, an den Beilagen jedoch wird nicht gespart. Es ist kein alleinig im Spiele-Sektor zu beobachtendes Phänomen, nicht McDonalds und Burgerking und nicht CDU und SPD sind an der geschmacklichen, inhaltlichen, qualitativen Anpassung Schuld, es sind die Konsumenten! Nicht nur die Mutlosigkeit und Einfallslosigkeit der Spielehersteller, sondern auch die mangelnde Weitsicht und die geringen Ansprüche sehr großer Teile der Kundschaft sind die Katalysatoren für die Entwicklung – und wie auch in der Chemie bleibt letztlich der Katalysator unverbraucht übrig, wartet nur auf das nächste Reaktionsopfer und wird genau dieses auch finden.
Man mag es Idiocracy oder Oligarchie nennen, man mag auch sagen: „Hey, es geht noch nur um Computerspiele!“, doch wer ein Phänomen alleinig betrachtet, ignoriert die Interdependenz! Kurz gesagt: solange so viele Kunden TRASH-Spiele kaufen und/oder  mit halbgaren AAA-Titeln glücklich sind, werden  immer mehr AAA-Titel erscheinen, die eher TRASHiger, statt anspruchsvoller sind. Es werden immer mehr TRASH-Games erscheinen und der Raum für innovative Spiele, für intelligente, qualitativ hochwertige wird weiter schrumpfen. Die Hoffnung auf ein Umdenken der Kunden und Produzenten wird enttäuscht werden, so bleibt allein der Glaube, finanziell unabhängige Hersteller werden sich den anspruchsvollen Kunden widmen.

 

JS für Orthy.de, C2011