Gibt es einen Qualitätsverfall bei Computerspielen?
Multiplattformspiele als Todesstoß für den PC?
Seit jeher stehen Entwickler von Computerspielen vor einem Problem: aufgrund der Mannigfaltigkeit der jeweils aktuellen Komponenten ist eine Optimierung für PCs nur schwer möglich. Das heißt, dass der Programmieraufwand sehr groß ist, um ein möglichst hohes Kompatibilitätsniveau zu erreichen. Die Anzahl der Kerne im Prozessor, die verwendete Grafikkarte (ATI, NVidia, früher noch 3dFX, mit samt ihren zig Generationen und Feature-Sets), die Frage der Schnittstellenwahl (Glide, OpenGL, DirectX), die Frage des benutzten Betriebssystems, die vielfältigen Eingabegeräte, die Aktualität der Treiber, die Auflösung des Monitors und seinen Format-Modi, die Unterstützung von Surround-Soundkarten samt Effektprozessoren usw. usf. – kurzum: die Milliarden (!) möglicher Konfigurationen erschweren das Leben der Pogrammierer ungemein und man darf wohl ohne zu überteiben sagen, dass man äußerst ungern in deren Häuten stecken möchte. Im Gegensatz zum PC ist die Konsole ein wahrer Traum, denn hier ändert sich über Jahre hinweg nichts an der Hardware, die Spezifikationen sind lange vor dem Verkaufsstart der Konsole bekannt, sodass man nichts großartig umstellen oder anpassen muss. Hier und da eine Optimierung und ein Update, da und dort ein neues Eingabegerät, aber damit ist die Sache auch schon erledigt. Die Konsole ist also aus dem Blickwinkel des Spiel-Entwicklers äußerst verführerisch, während der PC ein stetiges gigantisches Problem- bzw. Aufgabenfeld darstellt. Zwar ist v.a. die Multimedia-Schnittstelle namens „DirectX“ eine sehr angenehme, universelle Plattform, doch schon bei der der Frage, ob man nun die 9er, 10er oder 11er Version benutzt, ist nicht so einfach zu beantworten, denn WinXP ist immer noch weitverbreitet, beherrscht aber nur DirectX9, für die neuste Grafiksensation sollte aber schon DX11 her, was nun aber wiederum die aktellen Konsolen nicht beherrschen. Der Übergang ist fließend, anfänglich grundsätzlich sehr stockend, DX10 konnte sich nie wirklich etablieren – man kann eben nicht in die Zukunft sehen und genau bestimmen, wie sich der Kunde verhält bzw. was und wann und wie ATI und Nvidia denn so alles zusammenbasteln.
Mit einem gigantischen Aufwand und enormen Quersubventionen haben Sony (Playstation 3), Microsoft (XBox360) und Nintendo (Wii) ihre Konsolen in den Markt gedrückt. Damit sich alles rentiert, werden die Spiele hochpreisig verkauft, üblicher Weise in der Region um 60€, während ein PC-Spiel selten mehr als 45€ kostet – auch in Sachen Gewinnspanne pro verkauftem Exemplar ist die Konsole also reizvoller. Dazu kommt noch das Problem des Raubkopierens und Crackens von PC-Spielen, welches heutzutage zum Leidwesen der Entwickler und Verkäufer so gut funktioniert, dass teils schon vor dem offiziellen Verkaufsstart eines Spiel der passende Crack im WWW kursiert. Da kann man (wie z.B. UBISoft bei Colin McRae 5) wahre Unsummen in den neusten Kopierschutz investieren, früher oder später wird dann doch jeder Schutz geknackt. Bei „Assassin’s Creed 2“ dauert es nur wenige Tage, bei „The Saboteur“ gab’s am Release-Day schon den Crack, ATI-GraKa-Besitzern nützte der jedoch nichts, denn das Spiel mochte ATIs nicht, war nur in den seltensten Fällen überhaupt lauffähig. Dies bringt uns dann zum nächten Punkt des Kampfes zwischen PC und Konsole. Der Faktor Geld und der Faktor Entwicklungsaufwand sprechen also gegen den PC, nun kann sich ein Entwicklerstudio natürlich für eine der gängigen Plattformen entscheiden, doch soll das Spiel ein „AAA“-Titel werden, ein Millionen-Seller, müssen alle Plattformen bedient und die jeweilige direkte Konkurrenz im Auge behalten werden. Medal of Honor vs. Call of Duty – in schöner Regelmäßigkeit, seit einer Dekade, immer mit einem gewissen zeitlichen Abstand, mittlerweile in voller Multiplattformstrategie – und sämtliche Nachteile werden offensichtlich: geradezu lächerlich kurze Einzelspielerkampagnen, „Moorhuhn-Feeling“ bei der KI, immer weniger Bewegungsfreiheit, eine immer pompösere Inszenierung, welche bei vielen Anwendern als eine „dichte Atmosphäre“ empfunden wird, eine Präsentation, die Stück für Stück konsolenlastiger wird (z.B. die Struktur der Menüs, große Schrift, große Buttons, mehr und mehr Vorgaben, wie eine Mission zu bewältigen ist, grafische Hinweise in Massen, was das ganze Spiel hektischer und bunter macht), mehr und mehr geskriptete Ereignisse – die Liste ist lang, sehr lang. Wenn EA dann auch noch verlauten lässt, dass Offline-Spiele keine Zukunft haben, kann sich jeder leicht ausrechnen, was dies für die Entwicklung der Single-Player-Kampagne und der KI bedeutet. Hier wird scheinheilig damit argumentiert, dass Offline-Spiele einmal durchgespielt werden, dann aber eben in der Schublade verstauben, und daher Online-Spiele ja wesentlich mehr Zeit fürs Geld bringen würden – so kann man sich natürlich auch herausreden. Es wird von 25 Spielstunden gesprochen … die aktuellen Titel wie „Bulletstorm“, „Dead Space 2“ und „Harry Potter: Heiligtümer des Todes“ sind aber allesamt in unter 10 Stunden durchgespielt – ein ganz klassisches Eigentor von EA. Dass Harry Potters neustes Abenteuer ein gar grausames Spielchen ist, sich in die lange Liste der miesen Umsetzung von Filmen einreiht, sei hier nur der am Rande erwähnt. Doch zurück zum Thema: auch bei Activision wird es wohl eine Evolution in Sachen Philosophie von Multiplayerparts geben, denn ein kostenloser Multiplayermodus ist ja ein Betrug an den Aktionären, denn schließlich kann man damit ja viel Geld machen und das MUSS man ja ja nutzen. Dass dies die Käufer bzw. Spieler anders sehen, ist natürlich nicht verwunderlich.
Zugegeben, nicht jede Entwicklung ist automatisch negativ, seit Half-Life (1998) sind geskriptete Ergeignisse Standard, wurden damals gar bejubelt, und es ist eine mutige These, Konsolenspiele als „simpler“ hinzustellen, doch beim Vergleich des Inventar bei Two Worlds (2007, zuerst allein für den PC) und Two Worlds 2 (2010, PC, PS3, Xbox360) fällt auf, dass im zweiten Teil riesige Inventarfelder und mehr Symbole (anstelle von Text) das Bild dominieren. Bei Assassin’s Creed Brotherhood (frisch erschienen) wird jeder Hebel, jedes Drehrad optisch unübersehbar hervorgehoben – muss das sein? AC war nie als „Rätselspaß“ gedacht, aber muss dem Spieler, der nun nicht der Jüngste ist (immerhin USK 16-Einstufung) denn so viel vorgekaut werden? Auch bei „Dragon Age 2“ wurde die Kehrtwende gemacht: war der 1. Teil noch für den PC optimiert, ist der Nachfolger ein „typisches Konsolenspiel“: es gibt nur noch eine spielbare Heldenklasse, das freie Erkunden fiel weg, stattdessen düst man über eine Karte von Ort zu Ort, das ganze Spiel wurde schlauchig gestaltet, die Action erschöpft sich im wilden auf-den-Button-hauen, eine „Taktik“ braucht es nicht. Letztlich wurde dem Spiel die Komplexität genommen, es wurde „einsteigergerecht“ umgestaltet. Auch beim Grusel-Knaller „Dead Space“ (sowie Dead Space 2) werden ganz typische Konsolenelemente sichtbar: die Mausunterstützung ist grauenhaft (die Hälfte der Tasten wird schlicht und einfach nicht unterstützt) und obwohl das Spiel USK18 ist, auch beim besten Willen nicht für eine junge Klientel geschaffen wurde, ist es ein Paradebeispiel des Schlauches, als i-Tüpfelchen gibt’s aber sogar noch einen Wegweiser (den „Locator“), den man stets bei sich hat, damit man sich auch ja nicht im Schlauch verläuft. Das die Gegner im „besten“ Doom3-Stil oftmals aus total unlogischen Ecken und Verstecken kommen, rundet das Bild ab.
Doch zurück zum eigentlichen Punkt: vor zehn Jahren gab es kaum „ernsthafte“ Spiele für Konsolen, hochkomplexe Genre wie Rollenspiele, Echtzeitstrategie-Titel, Renn- und Flugsimulationen, die auch wirklich techniklastig gestaltet waren, stellten absolute Ausnahmen dar, online zu spielen ging gar nicht und Multiplattformtitel, deren Entwicklung paralell verlief, waren auch selten. Dies lag an den unterschiedlichen Kinderstuben von Konsole und PC. Letzterer war früher einfach unglaublich teuer und alles andere als einfach zu bedienen, er war ja auch nicht primär als Spielplattform, sondern als Arbeitsplattform gedacht. Konsolen schaltete man ein und schon konnte man spielen, beim PC musste man sich durch die Installation kämpfen, die zu DOS-Zeiten ja nun auch nicht einfach via Mausklick ging, man musste gff. ins Speichermanagement eingreifen (oberer Speicherberiech, EMS, XMS) und allzu oft auch noch hardwareseitig nachrüsten (DOOM mit 4 MB RAM lief ganz bescheiden, also löhnte man runde 100 Mark für weitere 4 MB). Aus diesen Zeiten stammt auch das Klischee, der PC-Spieler wäre ein Freak („Nerd“), während der Konsolenspieler ein Grundschulkind ist. Nun haftet Klischees aber immer auch ein Hauch Wahrheit an, tatsächlich waren damals die Besitzer von NES, GameBoy und MegaDrive Angehörige der jüngeren Kohorte, während Amiga500-, Intel 386er oder gar 486er DX-40-Besitzer eher Elftklässler waren. Das Beherrschen der englischen Sprache und eines gewissen Vokabulars (Befehle) setzt halt längerfristige Lernprozesse voraus, das Verständnis braucht eine ganze Weile, um sich erfolgreich zu entwickeln. Daher konnten hatten die Konsolenspielehersteller eine recht klare Klientel vor Augen, die mit Mario, Sonic, Zelda und Kirby bedient wurde, während die PC-Spielehersteller viel eher aus dem Vollen schöpfen und komplexere Spiele entwickeln konnten. Das heißt natürlich nicht, dass alle PC-Spiele hochentwickelt, komplex, mit einer tolle KI versehen oder knifflig gewesen wären, nein, „Jazz Jackrabbit“ und „Zool“ beweisen ja das Gegenteil, und warum sollte auch der Abiturient oder der Student nicht gern mal ein Jump ’n‘ Run-Spiel daddeln wollen, aber in der „Enwicklungsspitze“ war der PC klar die Plattform Numero Uno, was auch daran lag, dass die technische Evolution bei der PC-Hardware am rasantesten verlief. Spätestens mit der Durchsetzung von 3D-Karten auf dem Markt („echter“ Anfang: Voodoo (SST1) anno 1996) und der Voodoo2 (SST2) anno 1998) zog der PC den Konsolen weit davon. Dass danach NVida richtig loslegte, dann auch ATI nachzog und sich die beiden seitdem ein Kopf-an-Kopf-Duell liefern, sorgt für eine konstante und vor allem schnelle Weiterentwicklung. Das gilt natürlich auch für das Duell AMD vs. INTEL, als Konsequenz bekam man immer mehr Leistung für immer weniger Geld – ein Traum für PC-Spieler.
Auf der Gegenseite gelang Sony mit der PlayStation jedoch auch ein gigantischer Erfolg: die Ende 1994 eingeführte Konsole verkaufte sich letztlich über 100 Millionen mal und hielt sich, wie so typisch für eine Konsole, über viele Jahre hinweg auf dem Markt. Auch die PS2 und die PS3 wurden große Erfolge und als Microsoft die erste XBox herausbrachte (Ende 2001) began auch hier ein intensives, langwieriges Duell. Anfang 2010 hatte MS binnen 5 Jahren bereits rund 40 Millionen Exemplare der XBox360 verkauft, rund 20 Millionen Besitzer nutzten damit den Onlinedienst Xbox Live. Die PS3 (seit 2006 auf dem Markt) kommt bis dato (Ende 2010) auf knapp 42 Millionen verkaufte Exemplare – ein dickes Geschäft für Sony, keine Frage. Dem dritten im Bunde, Nintendo, gelang mit der „Wii“ ein irrsinnig guter Einstand, innerhalb eines Jahres wurden satte 25 Millionen Exemplare verkauft, das Jahr 2007 war also ein Riesenerfolg für den Oldie unter den Konsolenherstellern. Bis Mitte Mai 2010 wurden über 70 Millionen Exemplare verkauft – damit ist man die #1 bei den Konsolen. Dank des Onlinedienstes WiiConnect24 spricht man auch von der „Konsole, die nie schläft“ (permanente Internetverbindung samt stetiger Aktualisierungen der software). Mit den drei Konsolen betraten die jeweiligen Hersteller als also das Reich des WWWs, fielen also in die letzte Festung des PCs ein, konnten davon natürlich deutlich profitieren. Fortan waren Onlinespiele nicht mehr allein dem PC vorbehalten, mehr noch: die Technik der Konsolen funktionierte (nach den üblichen Startschwierigkeiten) erstaunlich gut, sodass sich schnell große Communities aufbauen konnten. Aktuell sind über 160 Millionen Konsolen der so genannten „7. Generation“ verkauft worden, das heißt auch, dass über 160 Millionen Konkurrenten zum PC auf dem Planeten existieren und das ist ein äußerst schmackhafter Kuchen (monetär gesehen), von dem ein Spieleentwickler natürlich ein möglichst großes stück abhaben will. Das wird spätestens dann in aller Macht deutlich, wenn man sich die aktuell meistverkauften Spiele anschaut:
Das ist keine Momentaufnahme, die Konsolenspiele-Bestseller erreichen beeindruckende Verkaufszahlen. Die Hit-List samt wie gewohnt extrem sachlicher Kommentar soll natürlich auch nicht vorenthalten werden.
Ein direkter, allumfassender Vergleich zwischen PC und Konsole ist jedoch kaum möglich, denn Spielehersteller oder Publisher geben Verkaufzahlen nur bekannt, wenn diese „gut“ sind, über Flops berichtet man ungern konkret. Zudem erscheinen viele Spiele nicht für alle Plattformen (Stichwort: „Halo“), zudem gibt’s große Unterschiede in den Bereich des Veröffentlichungsdatums und darauf basierender Betrachtungszeiträume. Vorsicht ist also geboten, dass die PC-Versionen bzw. PC-Spiele stiefmütterlich behandelt werden, kann nicht widerspruchsfrei beantwortet werden, doch ein paar Stichproben darf man beruhigt ins Felde ziehen. Bevor Assassin’s Creed II als PC-Version zu bekommen war, verkaufte wurde es bereits binnen einer Woche satte 1,6 Millionen mal für XBox360 und PS3 verkauft. Bis die PC-Version erschien, vergingen drei Montage, weitere rund 4,5 Millionen Konsolen-Versionen wurden verkauft und da Ubisoft selbst davon spricht, dass letztlich die Gesamtmarke von rund 9 Millionen Exemplaren angestrebt wird, bedeutet dies ein klares Verhältnis von mindestens 2:1 für die Konsolen. Der krampfhafte Versuch, der PC-Version einen funktionierenden Kopierschutz mit auf den Weg zu geben, erklärt sicher keine drei Monate. Die mit dem Kopierschutz verbundenen Probleme wohl aber ein weiteres Puzzleteil im zerrütteten Bilde Ubisofts in den Augen der PC-Spieler. Der rekordbrechende Verkaufstart von Modern Warefare II zeigt eine klare Dominanz der Konsolen über den PC, doch dies reicht als Unterstützung der vorgelagerten These nicht aus, hierzu muss man gezielt Nachteile der PC-Version ins Feld führen. Was kann als Nachteil denn gelten?
– ein späterer Verkaufstart
– ein geringerer Spielumfang
– ein höherer Kaufpreis
– ein schlechterer Support
– eine Kopierschutzgängelung
Der spätere Verkaufsstart lässt sich simpel darstellen, denn mal kommt er vor, mal nicht. Eine generelle Benachteiligung der PC-Spieler kann nicht festgestellt werden, jedoch gibt es einige Beispiele (z.B. Assassin’s Creed 2 und ganz aktuell auch AC2 Brotherhood“), die aufzeigen, dass man erstmal den Konsolenmarkt bedienen will. Weiter Beispiele: die „Grand Theft Auto IV“ Addons „The Lost and Damned“ und „The Ballad of Gay Tony“ (jeweils rund ein Jahr Verzögerung) und die DLCs für Bioshock 2, die nicht für den PC erscheinen werden. Darüber war die PC-Gemeinde natürlich nicht erfreut, weshalb man dann doch einen kleinlauten Rückzieher machte und sogar noch den Patch #2 liefern will. Wieso man den Patch nicht bringen „wollte“, bleibt jedoch schleierhaft. Alan Wake jedenfalls kommt nicht für den PC, wird auch nie kommen – auf jeden Fall sehr ärgerlich, v.a. die offizielle Begründung. Dafür gibt es wiederum kein Starcraft II für die Konsole, was nun aber wiederum für den typischen Konsolero kein Beinbruch ist. Dass EA den PC weiterhin für die wichtigste Plattform hält, mag man kaum glauben, denkt man aber einen Schritt weiter, schaut man sich die Verkaufsmodelle und -gedanken an, die EA so durch den Kopf schwirren, wird aber klar, dass ein Umbruch vorangetrieben wird: häppchenweise Spiele mit Fokus auf den Online-Part – in 3 Jahren wird EA wohl kaum noch ein PC-Spiel in einer schönen Pappbox im Laden anbieten.
Ein höherer Kaufpreis liegt grundsätlich nicht vor, ganz im Gegenteil sogar; den Strukturprinzipen (Subventionen) sei Dank. Ein geringerer Spielumfang kann wenn überhaupt nur in Einzelfällen festgestellt werden, die Unterschiede sind marginal, wobei es schon ärgerlich sein kann, dass z.B. bei FIFA 11 die PC-Version nicht das „Be a Goalkeeper“-Feature anbietet. Ein schlechterer Support lässt sich nur vage darstellen, doch darf man auch sagen, dass ein Zero-Day-Patch (Bugfix am Tage des Verkaufsstarts) mittlerweile deutlich häufiger vorkommt. Da der Patch aber so zeitnah erscheint, muss man es nicht zwingend als Negativum werten, sondern eher als Denkanstoß für die Produzenten, die es (Zeitdruck sei Dank) nicht schafften, eine „finale“ Version auf den Markt zu bringen. Ärgerlich ist das schon durchaus, denn schließlich kauft man ja ein unfertiges Produkt und muss höchstselbst einen gewissen Aufwand betreiben, um es zu finalisieren.
Bleibt die „Kopierschutzgängelung“ des PC-Spielers und die ist definitiv ein Problem.i Die diversen Kopierschutzmaßnahmen, die teils unsinnigen Online-Features und technische Probleme aller Art (GTA 4 als krasses Negativbeispiel) sorgen für viel Frust beim PC-Spieler – etwas derartig Heftiges ist bei Konsolenspielen bisher noch nicht vorgekommen. Auch bei CoD BlackOps war eine ganze Zeit lang nicht alles Eitelsonnneschein, denn PC-Spieler hatten auch hier mit massivem Geschwindigkeitsproblemen zu kämpfen, erst mit dem 4. Patch wurden Potenziale ausgenutzt – man kann Leonidas‘ Wut absolut verstehen.
Der Intimfeind namens „Wii“
Als Nintendo seine Wii vorstellte, war sie technisch bereits veraltet, das galt aber nicht für die Eingabegräte, diese nämlich waren „neu“, kreativ, muteten sehr interessant an und hatten viel Potenzial, doch eines boten und bieten sie nicht: Präzision. Es wird wild herumgewackelt, schaut man einem Wii-Spieler zu, denkt man eher an epileptische Anfälle oder an Hampelmanneinlagen der Spielautomaten der ’80er Jahre, nicht aber an konzentrierte Spielaktionen. Während für PCs Laser-Mäuse mit mehreren Tausend DPI entwickelt wurden und „Gamer-Tastaturen“ mit unzähligen programmierbaren Tasten herauskamen, hält man bei der Wii ein Lenkrad frei in der Luft und schwingt mit einem „Nunchuck“ größräumig herum. Während der PC-Spieler pixelgenau zocken kann, fragt sich der Wii-Spieler, was denn überhaupt ein Pixel ist.
Nintendos Wii ist so etwas wie die Kindergartenplattform und wenn für eben diese dann Spiele herauskommen, die nicht simples Jump ’n‘ Run sind, sondern schon komplexer gestaltet und nicht ganz so einfach sind, dann geht der Schuss natürlich nach hinten los. Selbst Pseudo-Simulationen werden nochmals schlechter, sogar Casual-Games büßen mächtig ein und AAA-Titel wie Hot Pursuit misslingen komplett. Da die Wii aber sehr populär ist, sowohl bei Fünfjährigen als auch auf Studentenparties (wirklich! Ich musste genau dies selbst mit ansehen), wird fröhlich produziert, werden Kundengruppen erschlossen, die es eigentlich nicht geben dürfte, da diese sich aber unter Wert verkaufen, ist die Wii ein Erfolg.
Es sei an dieser Stelle kurz und ohne weitere Ausführungen erwähnt, dass es z.Z. keine halbwegs aktuelle Rennsimulation, keine Kampfflugsimulation und auch keinen 3rd-Person-Taktik-Shooter oder 1st-Person-Stealth-Shooter gibt.
…auf der nächsten Seite: Casualitis und TRASH
Also als ich das Ding hier gelesen hab, hab ich mir erst überlegt: Was will der M da eigentlich? Der Mann der knackigen Worte schreibt ein 9-Seiten-Essay und prangert in teilweise eloquentem, teilweise plätschernden und teilweise polemisch verkopftem Ausdruck die Schlechtigkeit der Spielebranche an.
Naja, zuerst hab ich überlegt, wann ich das alles lesen soll *fg*. Ich habe in den letzten Tagen (Wochen) immer mal angefangen und wieder aufgehört. Es ist auch der erste Artikel, zu dem ich mir jemals Stichpunkte aufschreiben musste, damit ich noch meine Gedanken zusammen bekomme.
Ich übernehme hier einmal einfach den Gegenpart. Ich bin jetzt mal ein „kritischer“ Leser, der es wirklich geschafft hat, alles durchzulesen. Und ich bin einer, der nicht immer nach dem schlechten, sondern nach der Begründung des IST-Zustandes sucht. Okay, los gehts.
Bravo dachte ich, aber auch schade.
Schade, weil wir noch kein Umfragemodul haben. Schade auch, weil ich mich nach dem Ergebnis der Umfrage sehnte, wer diese 9 Seiten sich wirklich antun würde? Und dabei kenne ich natürlich die (hoffentlich ehrliche) Antwort.
Und das trifft auch das Problem Deines Artikels. Du hast ihn geschrieben, obwohl das Fazit für Dich vom ersten Wort an fest stand. Du wirst dies leugnen wie Guttenberg die Abschrift und niemand wird Dir Deine Kontextbehaftung jemals nachweisen können – aber es ist so. Du willst die teuflischen Spieleschmieden brennen sehen. Ein Scheiterhaufen an schlechten Computerspielen soll auf dem Gendarmenmarkt brennen.
Du bist auch Wissenschaftler. Welcher Teil der gerade getroffene Aussage ist für Deine Arbeit vernichtend?
Der größte Feind Wissenschaft war die Religion (ich sage absichtlich „war“) und die schlimmste Zeit, die Zeit der Inquisition. Heute benötigen Wissenschaftler für Inquisitionsgerichte keiner Kirche mehr. Sie dürfen selbst klagen und richten zugleich – sie sind ja schließlich gebildete Wissenschaftler. Ihre Vorurteile nennen sie Standpunkt und ihre Standpunkte das Ergebnis logischer Überlegungen. Und ihre logischen Überlegungen sind das Ergebnis ihrer Standpunkte.
Hexen brennen.
Holz brennt.
Hexen sind aus Holz.
Holz schwimmt.
Folge: Alle Hexen können schwimmen.
Der Artikel liest sich weniger wie eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einem Thema, welches irre interessant und vielschichtig ist, als vielmehr wie das Plädoyer der Staatsanwaltschaft in einem Schmiergeldskandal in welchem der Herr Staatsanwalt noch mal die Gelegenheit nutzt, über die Korrupthriz der Angeklagten die Schlechtigkeit des kapitalistischen Systems anzuprangern.
Trotzdem mag ich Deinen Artikel, weil viel rescherchiert ist und weil er das Kernproblem schon erfasst. Schade nur, dass das Fazit es dann wieder auf „Kapitalismus ist schlecht und Käufer sind dumm“ zusammenkocht und dann mit Politik und Religion verrührt, die hier nichts verloren haben und keine Aktie dran, nur um unmöglich spektakulär zu wirken. BILD dir meine Meinung.
Das Thema Computerspiele oder überhaupt „Gesellschaftsspiele“ haben eine derartige soziale Komponente, dass das überhaupt nicht nötig gewesen wäre. Nicht jeder geht in die Kirche, nicht jeder geht wählen und interessiert sich für Politik, aber ich wage zu behaupten: Jeder spielt manchmal und sehr viele spielen an irgend einer Art von Computer.
Unter diesem Aspekt würde ich Dich jetzt einmal als den „Sozialdarwinist der Computerspiele“ sehen. Casual-Games sind minderwertiger vom jüdischen Kapitalismus getriebener Schund, der die arische Rasse der komplexen Spieltitel unterminiert und vernichten will. Gott sei Dank geht es hier nur um Spiele, nicht um Menschen…
Und trotzdem teile ich Deine Meinung. Der Artikel macht es nur unendlich schwer diese zu vertreten. Anfangs stellst Du die Theroie auf, die Computerspiele nahmen Anfang der 90er Fahrt auf und das auf Computern. Falsch. Die ersten „größeren“ Spiele, die diesen Namen auch verdienten, gabs in Coin-Op-Automaten. Nur weil technisch der grafisch Exzess und die Komplexität von heute nicht gelebt werden konnten, bedeutet dies nicht schlussendlich, dass diese Spiele zu ignorieren sind. Ich gehe sogar weiter und sage: Es gab bereits jedes erdenklich Genre der heutigen Zeit in den 80ern.
Insbesondere ignoriert man hier auch eine wichtige Epoche in der Betrachtung „Complexity-vs-Casuals“. So hat das „kleine schwarze“ Atari-Kästchen (VC) praktisch nur Casual-Games auf den TV gebracht und die vielen namenlosen TV-Sets ohne größere Erfolgen nennen wir hier gar nicht. Erst Nintendos „Famicom“ (NES) machte in der Theorie Größeres möglich. Und damals waren die billigen Konsolen den Computer voraus! Es war eine schreckliche Zeit: Stumpfsinnige Gesichter spielten freudlos Casual-Games (Achtung: Ironie!) am Ende auch noch zu zweit gleichzeitig und das in einem Raum, nicht über ein cooles Netzwerk. Eine billige Art schlechte Ping-Zeiten zu umgehen.
Mit den ersten „spielfefähigen“ PCs (IBM, Amiga und C64) kamen auch nicht gleich die Spiele. Zwar waren es zum Ende des Zehviehs (C64 auch Brotkasten) mehrere Tausend. Aber fast alles C64-Spiele waren Casual-Games. Hier und da eine WiSim, vielleicht gab es ein halbes Dutzend Simulationen, Shooter gabs quasi nicht, Adventueres und RPGs gab es vielleicht zwei dutzend. Die restlichen 10.000 Spiele des C64 waren Casual-Games. Dem Amiga und PC dieser Zeit ging es auch nicht wesentlich anders. Lediglich Adventures und RPGs durchbrachen das.
Dann gehst du auf Euphemismus im Marketing ein. Was sollen die Jungs denn Deiner Meinung nach auf die Schachtel von F1 2010 schreiben? „Erleben sie in halbwegs schöner Grafik das nicht ganz korrekte Fahrmodell einer öden Simulation“?
Mit Softwareentwicklung solltest Du Dich auch noch einmal genauer beschäftigen. Entwickler sein ist ein Leben, voller Milestones und Testzyklen. Du schreibst es schon richtig. Früher war ein Team mit 6 bis 12 Programmierern ein großes Team. Heute geht unter 30 fast nichts mehr (außer bei Casuals) Das liegt auch daran, dass kein Spieler mehr länger als ein oder anderthalb Jahre auf einen Nachfolger warten will. In anderthalbjahren wird also die inhaltliche Entscheidung getroffen, die technischen Entscheidungen (bspw. Engine), Pflichten und Lastenhefte erstellt, eine Budgetentscheidung natürlich, es wird eine Kostenanalyse gemacht (Make oder buy)… da geht ein gutes halbes Jahr ins Land, bevor die erste Codezeile geschrieben ist. Du hast schon recht, dass beim heutigen Entwicklungsaufwand sich die Entwickler scheuen Risiken einzugehen. Aber ich würde gerne auf das Problem mit Komplexitiät etwas später zurück kommen…
An einer Stelle vergleichst Du Elder-Scrolls mit Elite-Force. Ey das ist fies! Es sind zwei vollends unterschiedliche Genres. EF hatte eine grafische Qualität, da war Elder-Scrolls noch weit davon entfernt. Es gab detailreichere Level… man könnte sagen: In Elder-Scrolls verteilten sich die Details auf mehrere hundert Quadratkilometer. In EF auf mehrer hundert Quadratmeter. Der Elder-Scrolls-Spieler hatte keine Probleme, wenn ein Match mit einem Gegner schon mal ne halbe Stunde ging. Ein EF-Spieler hätte sich nienicht mit eine einzigen Borg so lange aufgehalten.
Vergleichen wir es mit TV vs. Kino. Ich kann mir ein 80 Stunden TV-Serien-Epos wie Battlestar-Galactica auf DVD anschauen. Die Produktionskosten sind in Summe etwa auf dem halben Niveau eines „Avatar“, der nur gut 3 Stunden hat. Will ichs ausgedehnter und teurer, vielleicht alle 3 Herr-Der-Ringe-Teile in der Special-Edition mit 12 Stunden. Kommt irgendwie auch nicht an BSG ran, oder?
Bekomme ich also mit BSG mehr fürs Geld? Ist Herr-Der-Ringe besser oder schlechter als bspw. „Sin City“. Die Antwort: Ich bekomme nicht mehr oder weniger fürs Geld – ich bekomme etwas völlig anderes. Ich will vielleicht gar keine 80 Stunden vor der Glotze hängen, bevor ich endlich das Finale sehe. Ich will spätestens nach einer Woche zufrieden und „durch“ sein.
Womit wir bei dem Problem der „Leichtigkeit“ sind. Spiele sind heute im Single-Player-Part keine „Herausforderung“ mehr. Wer SP spielt, will den Kick und den Effekt, das Aha-Erlebnis. Er will nicht nach 3 Spielstunden feststellen, dass er sich festgespielt hat, weitere 3 Stunden herumexperimentieren um dann einen älteren Spielstand zu laden, weil er an Ecke 10 in Level 3 bei Schalter 9, die hinter einer unsichtbaren Wand versteckte Bazooka zwar gefunden, hat, aber die hinter Säule 27 versteckte zugehörige Munitionskiste vergessen und nun leider keine Kniffte hat, den Endgegner zu besiegen.
Der Multiplayer will die Herausforderung, und die bekommt er durch menschliche Gegner. Die Rechnung hier ist sehr einfach. Multiplayerlevel sind recht einfach zu programmieren, brauchen auch nicht übermäßig viele Details. Man kann sich ganz auf die Balance konzentrieren. Darum haben selbst bescheidene Spiele oft einen guten MP-Teil. Und darum darf dieser heute auch nirgends mehr fehlen.
Und das schöne: Man braucht keine KI, spart somit Rechenpower und natürlich erspart man sich den wirklich kompliziertesten Teil eines Computerspiels zu programmieren.
Das Konsolen immer ungebrochen erfolgreich waren stimmt so auch nicht.
Anfang der 90er war das Konsolengenre praktisch nicht existent und die PS1 war deshalb so lange auf dem Markt, weil sie anfangs zwar technisch beeindruckend war, aber bis 1998 ein Ladenhüter.
Wer kennt noch das 3GIO, das CD32 oder gar den Dreamcast. Alles Hightech-Konsolen-Flopps, welche den damaligen PCs weit voraus waren.
Es gab noch ein paar, die keiner wollte. Selbst Nintendos N64 war kein Verkaufs-Hit, trotz damals sehr beeindruckender Fähigkeiten.
Was aber stimmt ist, dass Konsolen immer dann besonders erfolgreich waren, wenn sie sehr gute Casual-Games boten! Die Wii, hier schön kritisiert wird ja nun niemandem aufgezwungen. Keiner hat den leuten befohlen sich mit Plastegitarre bewaffnet oder auf einem weissen Brett Kapriolen schlagend sich zum Idioten zu machen.
Das machen die frewillig!
Casual Games hat es imme gegeben und die wird es immer geben, denn der Haupgrund für das Spielen als Erwachsener ist nicht mehr das Lernen, sondern das Entspannen. Bei ner Runde Doppelkopf lernst du nichts, du entspannst. Und erkläre mir nicht, dass das, was man bei Mechwarrior lernt, Dir auch nur im Geringste im Leben weiter hilft. Das ist auch überhaupt nicht schlimm, denn das was diese Spiele Dir beibringen können (Komplexe Sachverhalte erfassen, Logik, Mathe etc.) das hast Du schon drauf, du trainierst es nur und deshalb entspannen diese Spiele eher.
Was mich vielmehr aufregt ist, dass ich gerade die Tastenkombination in Firefox gefunden habe, die ein Tab schließt, ich sie aber wieder vergessen habe, aber Gott sei Dank ich hab ein Backup…
Ich sehe also diese Spiele als notwendig an, trenne aber klar TRASH und Casual. Casual ist nicht immer TRASH. Der Gestresste Deutsche, oder das kleine Kind will halt abends nicht den komplexen Sachverhalt einer umfangreichen Fantasywelt. Dem ist es auch bei einer schnellen Rennrunde egal, ob der Typ in der Box immer gleich aussieht. Der will Popkorn für die Augen und Cola für das Hirn.
Klar sind Casual-Games spielerisches Junkfood. Doch was ist größer: Käfer oder McDonalds? Und wie kommt das?
Beim Kino-Vergleich: Ich schau mir auch gerne mal eine Action-Prügel ohne Sinn und Verstand an und behaupte, er ist nicht schlechter als eine gut gemachte Biografie oder Buchverfilmung. Er ist anders, mit einem anderen Ziel. Keiner sagt: Ey, heut Abend schau ich mir mal total relaxed „Das Leben der anderen“ an. Schöön mit Pizza…
Keiner sagt auch: „Ich mochte bei Avatar die intellektuelle Öko-Botschaft.
BIO-Junkfood.
Nun könnte ich noch über soziale Vereinsamung beim Rückzug in komplexe Welten mit intelligenten Ersatzgegnern als Gegenpart zur Realität kommen, zum Thema Realismus in der Simulation (übrigens ein Widerspruch in sich), oder auch einfach mit dem Thema „Freizeitgestaltung, Individualität und geistige Reife“.
Ich persönlich (und jetzt lenke ich ganz reisserisch auf die Gewaltspieldisukssion) denke nämlich, dass der o.g. Aspekt der spielerischen Freizeitgestaltung durch Computerspiele sehr „gleichgeschaltet“ wird und deshalb Kiddys von heute quasi „keine Zeit“ mehr haben, sich mit sich, ihrem Bewustsein und dem Umgang damit zu beschäftigen. Sie schlüpfen in das Bewustsein eines Avatars und leben stattdessen sein Leben und seine Erfahrungen und diese sind nun einmal eingeengt in die Fiktion der Programmierer. Es sind ja keine echten Erfahrungen. Anders ist es bei einem Buch natürlich auch nicht, nur mit einem Buch kann ich nicht interagieren. Im Buch muss ich mich in eine Figur hineinversetzen, die eben nicht das tut, was ich befehle…
Der Text könnte an dieser Stelle ewig weiter gehen. Die Frage die sich mir also stellt ist: „Ist das Fehlen von Realismus in Weltkomplexität und KI usw. ein Zeichen der Dummheit der Spieler, oder doch eher des Erkennens, dass es am Ende nur ein Spiel ist, welches Spaß machen soll. Spaß, der durch höhere KI und Realismus weniger gefördert wird, als durch Eyecandy?“
Und jetzt wirds knifflig:
Was ist verrückter: Ein Spiel völlig frei von Sinn zu spielen, oder den Sinn in einer künstlichen Welt zu suchen?
„F1 2010 ist sinnlos“ – okay, aber wird es sinnvoller durch höheren Simulationsgehalt? Du wirst wie alle anderen Spieler niemals F1-Fahrer werden und das Gefühl in einem 400 PS-Boliden zu sitzen, das kann ein PC dir unmöglich so real bieten, wie die Realität.
Du willst intelligentere Gegener, weil es mehr spaß macht, diese zu jagen und abzuknallen, denn darum geht es beim Egoshooter. Du erwartest Dir ein besseres Spieleerlebnis? Wo ist nocht einmal das Erlebnis etwas intelligentes zu jagen und zu töten? Willkommen im Neandertal!
Nun habe ich locker flockige 4 DIN-A4-Seiten mich mit der oberflächlicheb thematischen Betrachtung Deines Artikels beschäftigt und bin eigentlich nicht zu dem gekommen, was ich im Artikel so schmerzlich vermisst habe und was eigentlich das große Problem moderner Spiele ist.
„Ist reine Unterhaltung Kunst?“, „Gibt es die Kunst des Unterhaltens?“, „Kann ein Spiel ein Kunstwerk sein?“ und „Wenn kommerzieller Erfolg so wichtig ist, kann ein Kunstwerk kommerziell erfolgreich sein und gleichzeitig ein Kunstwerk?“
Ich persönlich denke das die wahre Kunst in der Spielebranche ist, eine echte Innovation so unterhaltsam zu machen, dass sie Kommerziell erfolgreich ist.
Das ist so schwer, dass sich nur alle jubeljahre Publisher daran wagen.
Man kann das nun als schlimme Entwicklung sehen, oder rüber zur Kinounterhaltung blinzeln und sich entspannt zurück lehnen und auf das nächste Kunststück der Spieleindustrie warten.
PCO
Doppelpost … samt Ladeunterbrechung … jaa, Text ist eine knifflige Sache für WordPress *g*
Eines vorweg: ich will ein größeres Eingabefeld bei den Kommentaren – dat kleene Kästchen ist Twitter-Stil, aber das reicht nicht, wenn man Inhalte einbringen will. Ich musste jetzt echt Wordpad aus der Kiste holen, um halbwegs den Überblick behalten zu können 😉
Noch eines vorweg: Du hast mir mit Deinem Kommentar einen gehörigen Schrecken eingejagt, aber dann hast Du ja geschrieben, dass Du mehrmals angefangen hast, ihn durchzulesen, und von einer „oberflächlichen Betrachtung“ Deines Kommentares gesprochen – das relativiert die Sache ein Stück weit, ändert aber nichts daran, dass es vieles zu klären gibt. Deine eine A4-Seite übertreffe ich daher natürlich locker.
Dieser Report ist umfangreich – anders ging es leider nicht. Er war, als ich ihn im Oktober letzten Jahres anfing, zwar kürzer konzipiert, doch je mehr ich recherchierte, desto mehr sah ich mich gezwungen zu betrachten und somit einzubringen. Ja, Oktober, schau mal an! Daher auch der Verkaufshitlisten-Auszug vom November 2010 – ich musste zwischendurch längere Pausen einlegen, weil einige meiner ursprünglichen Thesen revidiert werden mussten, weil neue Zahlen und Statements betrachtet, analysiert, verstanden und angewendet werden mussten. Der Spagat aus Wissenschaft und Polemik ist die Lösung, wenn es darum geht, eine möglichst heterogene Leserschaft zu erreichen, hierbei jedoch auch klar auf die 20-Sekunden-Leser zu verzichten. Wenn ich den Report streng wissenschaftlich angelegt hätte, wäre er 30 Seiten lang, wenn ich ihn auf BILD-Niveau geschrieben hätte, wäre er eine Seite lang – so und so der falsche Weg. Wenn, dann hätte ich zwo Reports schreiben müssen, auf der BILD-Version hätte jeder rumgehackt, auf dem wisstl. Text niemand, weil ihn sich keiner durchgelesen hätte, nach spätesten 3 oder 4 Seiten kapituliert hätte. Vergleichbare Aussagen wie Dein „1.333.448.4999.333.339.999 Flohfürze“ findest Du im meinem Report nicht – ich weiß ja, dass Du auf Polemik stehst, aber wenn ich hier etwas Derartiges eingebaut hätte, wäre es ganz einfach falsch gewesen, weil nicht dem Anspruch genügend.
Mein Fazit stand nicht von Anfang an fest, ich hatte einen gewissen Satz an Daten (Erfahrungen, Zahlen, Links) auf dessen Basis ich an die Sache heranging – das nennt sich Korb an Hypothesen, Du kannst es auch als eine Prädisposition bezeichnen, die ein jeder Mensch hat. Das ist immer so, man kann noch so objektivistisch herangehen, man ist letztlich immer nur verankert im eigenen Ich. Im Gegensatz zu Guttenberg habe ich mich aber an ein Thema gesetzt, welches erkenntnisfördernd ist, keine schnöde historische Betrachtung darstellt, außerdem habe ich den Report höchstselbst verfasst.
Dass ich Spielemurksschmieden und -konsumenten am liebsten „abschaffen“ würde, kann man mir nicht vorwerfen, dann müsstest Du auch den Grünen vorwerfen, dass sie gegen die brutale Umweltverschmutzung sind, den denkenden Menschen, dass sie sich gegen die BILD aussprechen oder Fahrlehrern sagen, sie sollen aufhören, ihren Schülern spritsparendes Fahren beizubringen. Willst Du das?
Ich weiß nicht, warum Du den Gegenpart einnimmst, es geht eigtl. nur aus systemischen Gründen, bei denen aber schießt Du oft meilenweit vorbei. Letztlich, so fiel mir gestern beim Abwasch ein, kann ein Mensch schon froh sein, wenn er um die Existenz des Tellerandes weiß, in der Hoffnung, dass es sich auch wirklich um einen Tellerand handelt und nicht nur um ein großes Stück Wurst in der Suppe.
Fundamentalkritik ist die heftigste Form und stößt daher am meisten an – das soll sie, das muss sie.
Im Fazit sind die Probleme auf den Punkt gebracht, auch wenn es Dir nicht passt (und Du keine Gegenargumente lieferst) so sind ist das kapitalistische Grundprinzip gepaart mit massiven sozialen Problemen, die eben NICHT oft genug erwähnt werden, die Ursache darstellen. Computerspiele werden eben NICHT im öfftl. Diskurs umfassend betrachtet, ihre soziale Komponente meist nur auf Killerspiele, Amokläufe und Vereinsamung reduziert – wie es dazu kommt und warum, wird ausgeblendet, weil man sich sonst nämlich die Hände schmutzig macht. Eie Einbringung der religiösen Elemente stammt von Dir, ist hineininterpretiert, für mich nicht nachvollziehbar, inhaltlich höchstens als Contra-Stilmittel für meinen „inquisitorischen“ Stil zu betrachten, hilfreich aber kein Stück. Dass die Religion früher der Gegner der Wissenschaft WAR, ist auch nicht korrekt, sie ist es heute noch (Kreationismus lässt Grüßen), zudem sollte man bedenken, dass die Religion eine Spielart der Macht ist und somit die alte Frage „Was lässt sich leichter beherrschen: ein schlaues oder ein dummes Volk?“ von ganz allein in voller Größe die Diskussionsarena betritt. Man sollte stets ins Detail gehen, auch die Meta-Ebene nicht fürchten, aber dann bitte auch die Verknüpfungen sehen.
Auch deine Aussage, Computerspiele kämen eben nicht erst in den 90ern auf, geht am Thema vorbei, denn es geht hier in dem Report (daher habe ich dies auch explizit vorangestellt) eben um die heimischen Computerspiele. Es ist etwas grundlegend Anderes, wenn man in eine Spielhalle geht und da Mark für Mark (Quarter für Quarter) in einen Automaten wirft, da ist man nämlich kaum für sich allein, hat kein Spiel gekauft, sondern mietet es (und die Hardware), kann an der Hardware nix ändern, nix modden, nicht (kaum) cheaten, kann nicht in einer schlaflosen Nacht kurz den PC anwerfen, spielt nicht Multiplayer, es gab keine Möglichkeit, eine miese KI hinter einen tollen Inszenierung zu verstecken, die Immersion ist eine total andere etc. pp. – dies muss unbedingt beachtet werden, sonst kommt man (wie Du) auf falsche Prämissen, die zwar inhaltich korrekt sind (keine Bange, hast schon Recht), doch eben am Thema vorbeigehen und auf den falschen Pfad führen.
Ich habe übrigens nirgends behauptet, es hätte nicht alle Genres schon früher gegeben, ebensowenig habe ich behauptet, dass „Das Konsolen immer ungebrochen erfolgreich waren“ – was hast Du da denn bitte gelesen? Oder wolltest Du es lesen? Standpunkt? Prämisse? Hypothese? … ick hör Dir trapsen? Strukturelles Contra und des Contras Willen?
Was Du „Euphemismus“ nennst, ist das Beschönigen schlichter Lügen, denn realistischer war schon das auch erwähnte Racing Sim 2 (2002!), Du hast nie F1 2010 gespielt und bist auch kein Renn-Sim-Fan, Du kannst nicht nachvollziehen, welch Schundwerk dieses Spiel ist. Marketing ist Werbung und Werbung ist Propaganda – dies zu sagen, ist heute wie das Bezweifeln der Existenz Gottes im Mittelalter. Man kann es hinnehmen, muss es aber nicht. Man kann es glauben, muss es aber nicht, man kann auch glauben, dass von Pierer von nix wusste, aber es ist nicht vernünftig. Es sei erlaubt, andere Sichtweisen zu präsentieren und solange PR-Fachleute noch über 150 gängige Definitionen von PR haben, solange selbst PR-Fachleute noch sagen „Ohja, zwischen Werbung und Produkt-PR ist keine klare Grenze zu ziehen“, sollte man sich auf die grundlegenden Dinge konzentrieren, sonst verrennt man sich in Kleinkram und Fehlinterpretationen. Ungelogen würde bei F1 2010 z.B. „State-of-the-Art Grafik, alle aktuellen Strecken und Namen, wechselnde Witterungsbedingungen“ als Beschreibung gehen, das kann man absolut unterstreichen. Der Rest ist und bleibt aber eine Lüge – und das MUSS man so klar sagen, denn sonst verseicht man fröhlich mit! Warum wagen sich Juristen nicht an Klagen gegen Spieleschmieden? Weil immer das K.O-Argument kommt: „Realismus liegt immer im Auge des Betrachters“ – womit wir wieder bei Aspruch vs. Wirklichkeit, bei Leichtbeeinflussbarkeit vs. hohen Erwartungen wären, bei BILD vs. Nachdenkseiten, bei Thermaltakes vs. Noiseblockers Dezibel-Angaben.
Ich vergleiche ES mit ST:EF ganz bewusst, wie im Rest der Abschnitts deutlich wird aber nicht aus Frust über ST:EF, sondern um die Vielfältigkeit der Spieldauer in Genres darzustellen.
Warum machen sich Menschen freiwillig zu Idioten? Hui, ein weites Feld, da ich kein Karaoke-Fan bin, halte ich mich da lieber mal zurück, und auch das Phänomen „Anspruch“ (wie von Dir in Sachen Filme angeführt) ist nie zu lösen, denn natürlich hast Du Recht, wenn Du dafür plädierst, dass es Spaß machen soll, Entertainment eben, aber dafür habe ich ja den Dispositiv aus der Kiste geholt (siehe Dress-Up-Game). Ich habe sogar explizit geschrieben, dass jedes Genre seine Berechtigung hat.
Du schreibst, ich solle mich mit der Softwareentwicklung nochmal genauer beschäftigen, widersprichst mir aber gar nicht, wiederholst sogar, was ich schrieb – was willst Du mir damit sagen?
Du stellst meinen Wunsch nach intelligenten Gegner auf die Neandertal-Stufe? Das ist keine Polemik, das ist schlicht widersinnig. Dem Neandetaler ging es ums Überleben, ihm wäre ein saudummes Reh viel lieber als ein schlaues! Und wieso nur in Egoshootern? Was ist mit Dialogen in RPGs? Bei Gegner in Renn-Spielen? Geht’s Dir nur ums Töten? Endet die KI bei der 90°-Drehung des angeschossenen NPCs bei Unreal?
Wieso unterstellst Du, wie ich befürchte generalisierend von Dir, dass „Wer SP spielt“ allein den“Kick und den Effekt, das Aha-Erlebnis“ will? Da liegt doch der überfahrene Frischling auf der Landstraße! Du stellst eine wilde These in den Raum, mehr nicht. OK, meine Gegenthese: nicht jeder will nur den Kurzzeit-Kick samt Aha-Erlebnis, deshalb werden die kritischen Worte bzgl. moderner Shooter ja auch immer lauter, sind immer öfter zu finden. Ich brauche nur einen schwarzen Schwan zu finden, Du müsstest alle untersuchen und dann auch noch darstellen, dass sie weiß sind.
Den größten Fehler begehst Du aber, wenn Du schreibst „eine echte Innovation so unterhaltsam zu machen, dass sie Kommerziell erfolgreich ist“ – denn erstens gibt’s keine echten Innovationen (wie ich bereits im Report ausrücklich darstellte) und 2. siehst Du „die wahre Kunst“ darin, wenn Kunst auch kommerziell erfolgreich ist, was aber falsch ist, denn es sind zwo Phänomene, die nur dann wirklich funktionieren, wenn sie unabhängig sind. Gerade die Kunst darf nicht den Marktmechanismen unterliegen, denn diese schränken ein, höhlen aus, rauben Kreativität und Mut.
Den anderen größten Fehler begehst Du, dass Du mir unterstellst, ich sei stets und ständig auf Lerneffekte aus, dem ist nicht so, wie ich z.B. mit „für quasi jedes Alter und jede Interessenlage gibt es das Passende“ klarstelle. Hiermit ist dann auch integriert, dass es viele weiße Schwäne gibt, sogar grüne, blaue und silber-rosa-gestreifte. Womit dann auch gleich Deinem Exkurs in die Filmwelt das Wasser der konstruktiven Kritik abgegraben wird.
Letztlich siehst Du keinen Sinn im Wunsch nach mehr Qualität, Du nimmst es hin, Dir geht’s um eine andere Art von Spaß, weil Du eine anderen Art von Spaß präferierst – andere nun, wie z.B. ich, wünschen sich andere Formen, die aber nicht erfüllt werden, weil es den Geschmack der Masse nicht trifft. Hast Du Dich mal gefragt, warum Du kaum noch zockst? Ja klar, wenig Zeit, logisch, aber warum reizen Dich aktuelle Games kaum noch? Warum zeihst Du Dir lieber BSG rein, bist lieber mit Deiner DSLR unterwegs, erfreust Dich an HDR und Haustier? Nur weil es Dich kaum noch tangiert, kannst Du Dich zurücklehnen. Fußball juckt Dich auch nicht, Bogenschießen ebensowenig, dass Wärmefalschenschießen olympisch ist, dass Fußballer Unsummen an Gehalt verdienen, dass Bankster dies auch tun, dürfte Dich also auch nicht interessieren – tut es aber. Wieso? 😉
Stell Dir mal vor, auf der Packung von CS5 würde stehen „kann alles und das auch noch besser als CS4“ – bei CS5 müsstest Du aber ein Dutzend für Dich relevante Features dazukaufen, bei CS4 waren sie alle von Hause aus mit drin. Die CS5-Features wären mieser zu bedienen als die in CS4, wären langsamer und in der Feinabstimmung einfach schlechter – hier kommt dann das kapitalistische Element zum Tragen: dann wäre CS5 rausgeschmissenes Geld und Du kannst niemanden verkaufen, dass Dich das nicht stören würde 😉
Die ultimative Kurzform: es geht in diesem Report nicht das Darstellen der Überflüssigkeiten gewisser Genre oder Spiele, es geht um die Bedeutung dieser und um die Erklärung, wie es so gekommen ist, wie es gekommen ist, welche Gefahren hierin liegen und warum der Käufer letztlich sogar der Doppelt-Dumme ist!
Das muss zu Biere erneut erörtert werden. Bis dahin schließe ich mit den Worten: Sowohl in Firfox, als auch Opera und Chrome ist bei Verwendung halbwegs moderner Browserversionen unten rechts ein kleines Dreieck im Kommentarfenster. Damit kannste das Ding auf die größe einer A4-Seite aufziehen 🙂
Peace PCO
Bier verschlechtert die Fähigkeit logisch zu denken, es muss Scotch her! *gg*
Ich sehe leider kein kleines Dreieck im/am Kommentarfenster, welches bei mir lediglich ein schnödes, graugerahmtes Rechteckt ist 🙁
Hallo,
nachdem das Feedback ja bisher recht bescheiden war, melde ich mich auch mal.
Ich habe endlich mal de Zeit gefunden, alles durchzulesen, und leider muss ich mich größtenteils deiner Meinung anschließen.
Glücklicherweise gibt es aber immer wieder Spiele, die es schaffen, aus dem 08/15 Dasein auszubrechen, und genau die interessieren mich dann um so mehr:
Früher war das mal X-Wing (da konnte man hin fliegen wo man wollte, im Gegensatz zu RA, das hab ich gleich im Laden liegen lassen…) oder Schleichfahrt (eine klasse Story toll visualisiert), später dann mal Operation Flashpoint (ich kenne das Spiel erst ab Patch 1.40, da war es aber beeindruckend), SportscarGT (für mich eines der besten Rennspiele überhaupt; da merkt man den Unterschied zwischen trockener, nasser oder verschmutzter Fahrbahn sehr gut, und die Nachtrennen waren der Hammer) oder der obligatorische MS Flugsimulator. Begeistern konnte mich ebenfalls Silent Hunter 3 oder Il2 Sturmovik (man merkt, ich bin Simulations-Fan).
Die Spiele konnten mir einen Spielspass vermitteln, der in vielen der „AAA Titel“ einfach nicht vorhanden war/ist. In Doom, HalfLife oder Unreal irgendwelche Wege oder Gänge entlang laufen und ein Alien nach dem anderen abballern wird einfach schnell langweilig. Beim FSX hingegen planlos durch die Gegend fliegen hat immer einen Reiz. Zum einen, weil man da evtl. noch nie geflogen ist (quasi virtueller Urlaub), zum anderen, weil das Wetter sich ändern kann, die Technik versagen kann…in größeren Dosen kann es aber auch langweilig werden (von München nach NewYork in Echtzeit, das muss jetzt nicht wirklich sein).
Besonders problematisch in Bezug auf „Langweilig“ sind gerne mal RPGs. Eigentlich bin ich nicht unbedingt ein großer RPG Fan. Trotzdem fand ich die Spellforce Reihe interessant, weil die Story für mich spannend war und der Mix mit Echtzeit Strategie gut gepasst hat. Die KOTOR Reihe bot ebenfalls eine tolle Story und dazu noch ein riesiges Areal, welches man abgrasen konnte, und großartige Charaktere (z.B. HK 47). Wenn man da was suchen musste, dann wurde es allerdings auch schnell mal nervig.
Sacred und Silverfall hingegen konnten mich nicht überzeugen (dauernd kreuz und quer über die Karten laufen und irgendwas suchen ist irgendwann nur noch langweilig).
Die RPG Überraschung der letzten Jahre war für mich auch Venetica. Manchmal etwas kitschig, aber insgesamt sehr liebevoll gestaltet und mit ordentlich Spielspaß gesegnet, von der ausgefallenen Story ganz zu schweigen. Natürlich war die Bewertung in vielen Reviews eher bescheiden…
Daher interessieren mich Spiele, die in Reviews besonders gut abschneiden, meist nicht die Bohne. In COD 2000 oder Crysis 300 wird man immer noch irgendwelche vorgegebenen Gänge entlang laufen müssen, und dabei alle Gegner lässig im Laufschritt mit einem Headhit erledigen…nein Danke, ohne mich.
Da hab ich mir lieber ArmA 2 geholt (auch wenn es BI typisch erst einige Patches braucht, bis es gut läuft; immerhin kommen die Patches zuverlässig). In dem kann ich selber bestimmen, was ich mache, und das Ende wird durch meine Aktionen bestimmt und ist nicht schon von Beginn an fix vorgegeben. Um ein anderes Ende erreichen zu können muss ich was genau machen??? Gute Frage, entweder im Inet nachlesen (was für mich Cheaten wäre), oder nach dem Trial & Error Prinzip einfach rumprobieren.
Ein Fehler, der meiner Meinung nach von den Spiele Entwicklern gemacht wird, ist der, dass die Spiele für die Konsolen programmiert werden und dann die Portierung auf den PC erfolgt. Sinnvoll wäre genau anders herum: Spiel für den PC schreiben und dann für die Konsolen „abrüsten“. Bestimmte Effekte fallen dann einfach weg, die Texturen und die Polygondichte werden reduziert…so weit, bis es auf der Konsole flüssig läuft. So kann der Entwickler das PC Spiel schreiben, und die Portierung auf Konsolen kann dann evtl. teilweise automatisiert laufen (ein Programm reduziert z.B. automatisch die Texturauflösung aller Texturen um den Faktor 8).
Das Problem mit dem fehlenden Spielspass löst man dadurch aber auch nicht. Da muss der Entwickler sich auch mal was Neues einfallen lassen. Und das geht durchaus:
Während Doom 2 und Konsorten die üblichen „linear durch die Gänge lauf“ Shooter waren, hat LucasArts mit DarkForces 2: Jedi Knight die Idee gehabt, nicht nur mit den üblichen 10 Waffen rum zu hantieren. Da kamen dann noch Jedi Kräfte hinzu, die erst erlernt/verbessert werden mussten. Dadurch ergaben sich neue Möglichkeiten für den Spieler. Entweder mit lautem Getöse durch den Vordereingang stürmen und wild um sich ballern (also wie üblich), oder sich leise hinein schleichen, mit den Jedi Kräften die Gegner verwirren, herauslocken oder leise ausschalten (leider war der Weg oft ziemlich linear gehalten, aber für die damalige Zeit war das schon revolutionär und besser als jeder „Supermegaduper Anzug“, den der Spieler heutzutage virtuell an hat).
Um noch kurz ein Beispiel zu nennen, dass ein Publisher auch wunderbar an den Kunden vorbei eine Fortsetzung basteln kann, könntest du auch noch Silent Hunter 5 aufnehmen. SH3 hatte ich ja oben positiv erwähnt, daher war die Erwartung an SH5 natürlich groß, die Enttäuschung allerdings noch größer:
Gute Grafik und eine interessante, neue Steuerung mit neuen Aufgaben klangen gut. Leider war die Steuerung sehr gewöhnungsbedürftig (der virtuelle Kaleun bleibt gerne beim Treppensteigen hängen, mal schnell zum Geschütz vor laufen kann man vergessen, obwohl das bei den Maulwürfen am Geschütz nötig wäre), dazu ein Kopierschutz, der nervt und der offensichtlich als Ersatz für weitere UBoote dienen sollte. Denn bei SH5 gibt’s nur das Modell VII statt den Booten II, VII, IX und XXI aus SH3. Die Kampagne endet mitten im Krieg, so als ob später mal eine Erweiterung kommen sollte (nur kam die bisher nicht und ich rechne auch nicht mehr damit). Die Community war natürlich ziemlich sauer, ein Silent Hunter 6 kann man sich daher getrost sparen, denn das würde keiner mehr kaufen.
Insofern finde ich, dass die Absatzzahlen im PC Bereich, über die die Publisher immer klagen, teilweise auch selbst verschuldet sind (weil man zu sehr auf den Konsolen Markt fixiert ist und treue Kunden mit teilweise unfertigen Produkten oder fehlenden Features verärgert).
Entsprechend fand ich deinen Kommentar auch toll. Allerdings habe ich wenig Hoffnung, dass sich daran was ändert. Denn die Kunden und die Reviewer finden das aktuelle Vorgehen ja scheinbar nicht kritikwürdig, daher werden die Publisher und Developer auch nichts an ihrer Strategie ändern.
Gruß Oberst.
Venetica war eine positive Überraschung, neben der adretten Hauptdarstellering gabs knackige Missionen, fiese Bossgegner und ein schönes, abwechslungsreiches Setting – hat Spaß gemacht! Auch die alten Shooter (neben JK verweise ich mal auf den Steinaltklassiker Terminator Future Shock) hatten was an sich, nämlich Bewegungsfreiheit, für Frischlinge war das nix, die waren schnell überfordert. In den letzten Jahren bin ich vom Shooter-Zocker zum Action-RPG-Spieler mutiert, weil bei Mass Effect, TES Oblivion und Fallout3 der Action-Part nicht zu knapp geriet, dabei aber auch Spieltiefe (Stroy, Quests, Entwicklungen etc.) en masse vorhanden war. Da ist’s mir auch recht egal, ob New Vegas mehr oder weniger so „hässlich“ ist wie FA3, darüber kann ich, Spielspaß sei Dank, hinwegsehen.
Da du OFP angesprochen hast: schon Red River gezockt? Gerade dieses Spiel ist ein Paradebeispiel für den geistigen Untergang des Genres 🙁 Story zum Vergessen, Sprüche zum Davonlaufen (ich glaube, die Dialoge wurden von 14-jährigen Gansta-Rappa-Kids geschrieben), eine gruslesige KI (Hühnerhaufen & Schusslinen-Idioten) und viele Fehler im Leveldesign (gesichterte Stellung einnehmen, aber nicht mal ’ne Handgranate dabei haben, weil man noch keinen dafür benötigten Charakter-Level erreicht hat) können es dem Spieler echt versauen. Inhaltlich gesehen ist das Spiel nicht ein Rückschritt zum Original, sondern ein großer Rücksprung – traurig & ärgerlich! 🙁
Silen Hunter habe ich früher mal gezockt, wurde aber nicht warm mit dieser Art von Simulation. Deine Erfahrungen decken sich aber mit dem eines alten Kumpels (ein echterU-Bott-Freak), welcher mir schrieb, er würde Subsim und Ubisoft gern „irgendwie von diesem Planeten putzen“.
Tja, warten wir mal wie, der Duke sich letztlich präsentieren wird, wie Mass Effect 3 daherkommt und ob Skyrim vll. was taugt – die Hoffnung stirbt zuletzt.
„Da du OFP angesprochen hast: schon Red River gezockt?“
Passe…ich hab mir bei Steam im Sonderangebot mal OFP:DR für 9€ oder so geholt, mal zum antesten. Ich hab gleich 2 Minuten durchgehalten, dann war der Brechreiz zu stark… 🙂
Für mich sind das keine Fortsetzungen von OFP mehr, entsprechend verzichte ich da gerne.
Ich bin ja mal auf Panzer Corps gespannt, das soll ein indirekter Nachfolger von Panzer General 3 werden. Ein rundenbasiertes Strategiespiel, ich hoffe mal, dass es mit dem Original mithalten kann, denn dann wird’s gekauft.
Zum Thema: „Spiele vom PC Richtung Konsole“ – Error in Argument!
Ein Spiel, welches auf ner X-Box läuft, läuft garantiert auch auf einem PC. Ein paar nette höher aufgelöste Texturen, den Tesselationsschalter in der Engine auf „on“, ein paar mehr „Dreiecke“, fertig ist der aufgebohrte PC-Titel. Den PC bringts kaum ins Schwitzen. Für den PC „optimiert“ ist da gar nix. Gut gaanz so einfach ist es vielleicht auch nicht, aber der Aufwand ist überschaubarer.
Wenn Du einen Highend-PC-Titel hast, hast Du ihn auf Highend optimiert. Musst Du ihn „runterschrauben“, dann schießt Du entweder über das Ziel hinaus und der Titel sieht noch wesentlich bescheidener auf der Konsole aus, als er sowieso schon könnte, oder aber Du machst zu wenig und hast eine Ruckelorgie.
Ich hoffe das IDs Tech5 da eine Trendwende bringt, denn die Tools von Tech5 sind stärker auf Parallelentwicklung ausgelegt und die Engine skaliert „von sich aus“ stärker mit der Basisarchitektur. Ein guter Ansatz das Dilemma zu knacken. Aber ab vom technischen sind Konsolentitel „Junkfood“. Und aus einer Burgerboulette wird auch nicht durch Dreingabe von Zwiebel vom Südhang der Bologne ein Entrecote… man muss sehen. PCO
Du denkst zu sehr in Richtung Grafik, vergiss bitte auch nicht die Eingabemedien (siehe Maustasten-Problematik im Report, man denke auch mal an die ganzen Wii-Controller) und bedenke auch die PS3: da gibt’s nämlich einige wirklich interessante Titel, die eben nicht portiert worden sind – dafür muss es Gründe geben. Entweder technische oder aber finanzielle – beides ungut 🙁
Brink, der Nachfolger von wolfenstein: Enemy Territory, ist gerade frisch erschienen und dieser kleine Screenshot sagt schon eine ganze Menge über Konsoleros aus:
http://download.orthy.de/2011/brinkscreen.jpg