Gibt es einen Qualitätsverfall bei Computerspielen?
Aller Anfang ist … simpel
Der Fokus auf die Geschichte des Computerspiels muss nur runde 20 Jahre erfassen, denn erst Anfang der 90er wurde das, was heute als „Computerspiel“ bekannt ist, erst richtig populär im mehr oder weniger kommoden Zuhause. Natürlich gab es vorher den C64, den Amiga500, auch auf den alten Schneider-PCs konnte man tatsächlich zocken, doch mehr als kleine Pixelhaufen in einer 8-Bit-Farbpalette waren nicht möglich. Es waren Geschicklichkeitsspiele à la Pong & Tetris, mal ein Text-Adventure (ja, ohne Bilder, nur Text!) und von Parallax-Scrolling konnte man nur träumen, von DirectX ebenso, „3D“ war damals noch „3 Dasden zum druffdrüggn“ – es hat sich viel getan, und das ist auch gut so! Wagen wir also den Sprung ins 486er-Zeitalter, vll. gleich zum Beginn der Pentium-Ära: bis Mitte der ‚ 90er verbrachte der PC-Spieler Stunde um Stunde an Zak MacKracken, Day of the Tentacle, NASCAR Racing, Aces over Europe, Doom, Wolfenstein, Strike Commander (eine Flug-Sim MIT Story!), One Must Fall – alles Klassiker, alles fesselnde Spiele – zumindest zu dieser Zeit. Heute schlägt man die Hände über dem Kopf zusammen ob der Grafik, des Sounds und der Steuerung. Die Technik hat enorme Fortschritte gemacht, aber gelang dies auch der inhaltlichen Ebene? Meine Antwort umfasst ein Wort: „Jein“. Die passende These dazu ist auch nicht viel länger: „Das Computerspiel passt sich den Menschen, v.a. den Konsumenten, an.“ Um eines vorweg zu sagen: das ist nicht automatisch etwas Negatives, aber leider allzu oft auch nichts Positives.
Neuerungen, Entwicklungen und Althergebrachtes
Eine meiner Dozentinnen brachte es vor Jahren mal auf den Punkt: „Sie denken ja gar nicht, was schon alles gedacht wurde.“ – OK, hier ging es um Marx, Smith, Habermas und Luhmann, richtig deftiges soziologisches Gedankengut und Gedankenschlecht, aber nimmt man sich die ganzheitliche philosophische Basis zur Brust, kommt man schnell auf die Lösung eines Rätsels: etwas wirklich komplett Neues gibt es nur extrem selten, denn irgendwie wurde irgendwo und irgendwann alles schon mal auf den Bildschirm gezaubert. Bei Grand Prix (Microsprose) war die Boxencrew einst unsichtbar, bei Grand Prix 2 bestand sie aus Bitmaps, bei F1 Racing Sim (Ubisoft) sah man simple Polygonmodelle und heute, bei F1 2010 (Codemasters), sind es durchaus detaillierte Abbildungen der Realität. Der debil dreinblickende Typ, der vor meinem Boliden stocksteif rumsteht, ist womöglich das virtuelle Ego eines Entwicklers, aber sei es drum. Oder nicht? Ich z.B. frage mich, warum ich den selben Typen immer habe, bei jedem Team, und warum mein Ingenieur immer Marc heißt. Sie mögen jetzt denken: „Ach, das ist aber echt pingelig!“, doch nicht so voreilig geurteilt! Gerade solche Kleinigkeiten sorgen für den Unterschied zwischen einer toten virtuellen Welt und der angestrebten lebendigen Version. Es geht nicht um Action, auch muss der Humor nicht Allerends zu sehen sein, nein, es geht um Detailtreue – und hier packen die Entwickler, vor allem natürlich die Grafiker, lieber noch eine Reflektion hier, einen Partikel da und eine Polygon dort hin. Auf den ersten Blick schaut es verdammt gut aus, doch langweilt es auf Dauer! Der Informationsflut sei dank leben wir im Déja-vu-Zeitalter, unser Gehirn kann gar nicht mehr alles verarbeiten, sodass das Unterbewusstsein immer häufiger Signale des „Moment-mal!-Das-habe-ich-doch-schon-irgendwo-mal-gesehen!“ sendet. Hat man die erste Phase der Betrachtung, oft einhergehend mit WOW!-Effekten, überstanden und widmet man sich den Details, kehrt oft Ernüchterung ein. Vor 10 oder 20 Jahren konnte man schneller, ja unmittelbar „hinter die Grafik“ schauen und das Gameplay betrachten, die Künstliche Intelligenz ausloten, doch heute, wo viele hinter den Vorhang der Optik gar nimmer schauen können oder wollen, trennt sich die Spreu vom Weizen, der „Zocker“ vom „Daddler“. Ersterer nimmt ein Spiel durchaus etwas ernst, will mit dem Spiel spielen, letzterer hingehen daddelt zum Zeitvertreib oder zur Ablenkung, gibt sich keine Mühe und hat keinerlei Ambitionen, in die Tiefe zu gehen – das hat den gigantischen Vorteil, dass man sich hiermit vor Enttäuschungen und vor Frustration schützt. Der Zocker, in all den individuellen Ausprägungen natürlich, in der stärksten „Core-Gamer“ genannt, will mehr und da er nicht einfach seine Zeit vertreiben will, kommt ihm dann später, meist jedoch früher, die Langeweile vor Augen.
Wie komplex ein Spiel gestaltet ist, hängt natürlich immer vom Genre ab: ein Jump ’n‘ Run-Spiel wie „Super Mario“ oder „Jazz Jackrabbit“ ist etwas komplett anderes als ein Open-World Rollenspiel wie die Serien namens „The Elder Scrolls“ oder „Ultima“. Ein Arcade-Racer ist weniger komplex als eine Rennsimulation, ein Point ’n‘ Click-Adaventure ist etwas anderes als ein Beat’em Up – dennoch haben alle Formen ihre Daseinsberechtigung, primär natürlich geprägt von der Zielgruppe, bei welcher das Alter die entscheidende Rolle spielt. Ein Sechsjähriger kommt mit Jump ’n‘ Run schnell klar, ein Echtzeitstrategiespiel wie „Dune“ oder „Command and Conquer“ hingegen ist in etwa so geeignet für ihn wie eine Hayabuza statt eines Kinderfahrrades – Lesen und Denken entwickeln sich ja und solange man nicht lesen kann, wird es „etwas“ knifflig Spiele zu spielen, die mehr als nur Cursor-Bewegungen und Klicken vorraussetzen. Flash-Spiele wie „Dress-Up“-Games kann auch die Vierjährige schon spielen, das soll sie auch ruhig, das frühe Erlernen des bewussten Umgangs mit Medien ist wichtig, dies verstehen auch langsam sehr konservative Geister. Wir „alten Säcke“ der „Ü30-Liga“ müssen es ja nicht spielen, ist ja auch gar nicht für uns gedacht. Lernspiele aller Art sind auf dem Vormarsch, auch das ist zu begrüßen, von der Verkehrserziehung über Mathe-Spiele und Rechtschreibtrainer bis hin zum Erlernen von Fremdsprachen – der Computer und die Konsole bieten mittlerweile wunderbaren Plattform, die es zu nutzen gilt. Auch das alte Thema der Hand-Auge-Koordination und der Schulung von Konzentration bzw. des Reaktionsvermögens kann nicht von der Hand gewiesen werden. Dass Augen vom langen Starren auf den Schirm nicht rechteckig werden, wurde mittlerweile ja verifiziert, auch wenn so mancher im Bildschirm noch ein Teufelswerk sieht – die Entwicklung ist positiv und so sie wachen Hirnes und offenen Auges fortgeführt wird, könnte in nicht mal zehn Jahren die Vorschule schon virtualisiert werden. Die „Sache mit der sozialen“ Kompetenz steht natürlich auf einem anderen Blatt, aber genau hierfür soll ja das Hirn wach sein. Das Werkzeug darf nicht zum Selbstzweck verkommen, die Technik nicht aus reinen Machbarkeitsgründen genutzt werden, die Technokratie-Philosphen haben das vor über 80 Jahren schon festgestellt (Henry Smith, Jaqcues Ellul bis hin zu v.a. Neil Postman), und damals gab es weder TV noch das WWW.
Wenn man sich „abreagieren“ will, kann man auf einen Boxsack einschlagen oder joggen, man kann aber auch eine Runde „Tekken“ zocken. Einen gemütlichen Abend kann man sich im Kino, bei einer Live-Übertragung eines Sportereignisse im TV oder eben in geselliger Runde bei „Guitar Hero“, „Wii-Sports“ oder auch ganz allein bei „Bioshock“ machen. Jedem Tierchen sein Pläsierchen! Die liberale Sichtweise auf die Möglichkeiten ist aber nur die Basis zur Akzeptenz der Mannigfaltigkeit, ein Mittel zur Toleranz des Objektes an sich, nicht aber ein Freifahrtsschein für die Ausgestaltung des Objektes. Quantitativ betrachtet, gibt es heute „alles“, qualitativ betrachtet ebenso, dies impliziert jedoch leider auch die Existenz von mindertigen Objekten, also von richtig üblen Spielen, über welche sich der Käufer mehr als nur „leicht echauffiert“ und dies auch darf und ebenso tun muss. Man darf nicht alles tolerieren, das gilt nicht nur in demokratistischen Systemen wenn es um Extremisten geht, das gilt nicht nur in kapitalistischen Systemen, wenn z.B. die Gewinnmaximierung über die Benutzungssicherheit gestellt wird, das gilt auch für den großen Bereich des Entertainments und genau hier sind Computerspiele ja ein enorm großer Faktor, wir sprechen hier von mehr als 2,5 Milliarden Euro anno 2010 – das bietet Chancen, ist aber auch mit Gefahren verbunden, und wenn es um das eigene Geld geht, hört der Spaß schneller auf, als man vll. annehmen mag. Im „Web 2.0“ gibt’s Feedback in direkter, deutlicher Weise, individueller und schneller als je zuvor und was man immer öfter lesen muss, sind sehr unerfreuliche Aussage.
Geht es generell bergab mit der Qualität? Einfach zu beantworten ist dies nicht, man muss sich den einzelnen Teilbereichen widmen.
…auf der nächsten Seite: am Gelde hängt’s, zum Gelde drängt’s
Also als ich das Ding hier gelesen hab, hab ich mir erst überlegt: Was will der M da eigentlich? Der Mann der knackigen Worte schreibt ein 9-Seiten-Essay und prangert in teilweise eloquentem, teilweise plätschernden und teilweise polemisch verkopftem Ausdruck die Schlechtigkeit der Spielebranche an.
Naja, zuerst hab ich überlegt, wann ich das alles lesen soll *fg*. Ich habe in den letzten Tagen (Wochen) immer mal angefangen und wieder aufgehört. Es ist auch der erste Artikel, zu dem ich mir jemals Stichpunkte aufschreiben musste, damit ich noch meine Gedanken zusammen bekomme.
Ich übernehme hier einmal einfach den Gegenpart. Ich bin jetzt mal ein „kritischer“ Leser, der es wirklich geschafft hat, alles durchzulesen. Und ich bin einer, der nicht immer nach dem schlechten, sondern nach der Begründung des IST-Zustandes sucht. Okay, los gehts.
Bravo dachte ich, aber auch schade.
Schade, weil wir noch kein Umfragemodul haben. Schade auch, weil ich mich nach dem Ergebnis der Umfrage sehnte, wer diese 9 Seiten sich wirklich antun würde? Und dabei kenne ich natürlich die (hoffentlich ehrliche) Antwort.
Und das trifft auch das Problem Deines Artikels. Du hast ihn geschrieben, obwohl das Fazit für Dich vom ersten Wort an fest stand. Du wirst dies leugnen wie Guttenberg die Abschrift und niemand wird Dir Deine Kontextbehaftung jemals nachweisen können – aber es ist so. Du willst die teuflischen Spieleschmieden brennen sehen. Ein Scheiterhaufen an schlechten Computerspielen soll auf dem Gendarmenmarkt brennen.
Du bist auch Wissenschaftler. Welcher Teil der gerade getroffene Aussage ist für Deine Arbeit vernichtend?
Der größte Feind Wissenschaft war die Religion (ich sage absichtlich „war“) und die schlimmste Zeit, die Zeit der Inquisition. Heute benötigen Wissenschaftler für Inquisitionsgerichte keiner Kirche mehr. Sie dürfen selbst klagen und richten zugleich – sie sind ja schließlich gebildete Wissenschaftler. Ihre Vorurteile nennen sie Standpunkt und ihre Standpunkte das Ergebnis logischer Überlegungen. Und ihre logischen Überlegungen sind das Ergebnis ihrer Standpunkte.
Hexen brennen.
Holz brennt.
Hexen sind aus Holz.
Holz schwimmt.
Folge: Alle Hexen können schwimmen.
Der Artikel liest sich weniger wie eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einem Thema, welches irre interessant und vielschichtig ist, als vielmehr wie das Plädoyer der Staatsanwaltschaft in einem Schmiergeldskandal in welchem der Herr Staatsanwalt noch mal die Gelegenheit nutzt, über die Korrupthriz der Angeklagten die Schlechtigkeit des kapitalistischen Systems anzuprangern.
Trotzdem mag ich Deinen Artikel, weil viel rescherchiert ist und weil er das Kernproblem schon erfasst. Schade nur, dass das Fazit es dann wieder auf „Kapitalismus ist schlecht und Käufer sind dumm“ zusammenkocht und dann mit Politik und Religion verrührt, die hier nichts verloren haben und keine Aktie dran, nur um unmöglich spektakulär zu wirken. BILD dir meine Meinung.
Das Thema Computerspiele oder überhaupt „Gesellschaftsspiele“ haben eine derartige soziale Komponente, dass das überhaupt nicht nötig gewesen wäre. Nicht jeder geht in die Kirche, nicht jeder geht wählen und interessiert sich für Politik, aber ich wage zu behaupten: Jeder spielt manchmal und sehr viele spielen an irgend einer Art von Computer.
Unter diesem Aspekt würde ich Dich jetzt einmal als den „Sozialdarwinist der Computerspiele“ sehen. Casual-Games sind minderwertiger vom jüdischen Kapitalismus getriebener Schund, der die arische Rasse der komplexen Spieltitel unterminiert und vernichten will. Gott sei Dank geht es hier nur um Spiele, nicht um Menschen…
Und trotzdem teile ich Deine Meinung. Der Artikel macht es nur unendlich schwer diese zu vertreten. Anfangs stellst Du die Theroie auf, die Computerspiele nahmen Anfang der 90er Fahrt auf und das auf Computern. Falsch. Die ersten „größeren“ Spiele, die diesen Namen auch verdienten, gabs in Coin-Op-Automaten. Nur weil technisch der grafisch Exzess und die Komplexität von heute nicht gelebt werden konnten, bedeutet dies nicht schlussendlich, dass diese Spiele zu ignorieren sind. Ich gehe sogar weiter und sage: Es gab bereits jedes erdenklich Genre der heutigen Zeit in den 80ern.
Insbesondere ignoriert man hier auch eine wichtige Epoche in der Betrachtung „Complexity-vs-Casuals“. So hat das „kleine schwarze“ Atari-Kästchen (VC) praktisch nur Casual-Games auf den TV gebracht und die vielen namenlosen TV-Sets ohne größere Erfolgen nennen wir hier gar nicht. Erst Nintendos „Famicom“ (NES) machte in der Theorie Größeres möglich. Und damals waren die billigen Konsolen den Computer voraus! Es war eine schreckliche Zeit: Stumpfsinnige Gesichter spielten freudlos Casual-Games (Achtung: Ironie!) am Ende auch noch zu zweit gleichzeitig und das in einem Raum, nicht über ein cooles Netzwerk. Eine billige Art schlechte Ping-Zeiten zu umgehen.
Mit den ersten „spielfefähigen“ PCs (IBM, Amiga und C64) kamen auch nicht gleich die Spiele. Zwar waren es zum Ende des Zehviehs (C64 auch Brotkasten) mehrere Tausend. Aber fast alles C64-Spiele waren Casual-Games. Hier und da eine WiSim, vielleicht gab es ein halbes Dutzend Simulationen, Shooter gabs quasi nicht, Adventueres und RPGs gab es vielleicht zwei dutzend. Die restlichen 10.000 Spiele des C64 waren Casual-Games. Dem Amiga und PC dieser Zeit ging es auch nicht wesentlich anders. Lediglich Adventures und RPGs durchbrachen das.
Dann gehst du auf Euphemismus im Marketing ein. Was sollen die Jungs denn Deiner Meinung nach auf die Schachtel von F1 2010 schreiben? „Erleben sie in halbwegs schöner Grafik das nicht ganz korrekte Fahrmodell einer öden Simulation“?
Mit Softwareentwicklung solltest Du Dich auch noch einmal genauer beschäftigen. Entwickler sein ist ein Leben, voller Milestones und Testzyklen. Du schreibst es schon richtig. Früher war ein Team mit 6 bis 12 Programmierern ein großes Team. Heute geht unter 30 fast nichts mehr (außer bei Casuals) Das liegt auch daran, dass kein Spieler mehr länger als ein oder anderthalb Jahre auf einen Nachfolger warten will. In anderthalbjahren wird also die inhaltliche Entscheidung getroffen, die technischen Entscheidungen (bspw. Engine), Pflichten und Lastenhefte erstellt, eine Budgetentscheidung natürlich, es wird eine Kostenanalyse gemacht (Make oder buy)… da geht ein gutes halbes Jahr ins Land, bevor die erste Codezeile geschrieben ist. Du hast schon recht, dass beim heutigen Entwicklungsaufwand sich die Entwickler scheuen Risiken einzugehen. Aber ich würde gerne auf das Problem mit Komplexitiät etwas später zurück kommen…
An einer Stelle vergleichst Du Elder-Scrolls mit Elite-Force. Ey das ist fies! Es sind zwei vollends unterschiedliche Genres. EF hatte eine grafische Qualität, da war Elder-Scrolls noch weit davon entfernt. Es gab detailreichere Level… man könnte sagen: In Elder-Scrolls verteilten sich die Details auf mehrere hundert Quadratkilometer. In EF auf mehrer hundert Quadratmeter. Der Elder-Scrolls-Spieler hatte keine Probleme, wenn ein Match mit einem Gegner schon mal ne halbe Stunde ging. Ein EF-Spieler hätte sich nienicht mit eine einzigen Borg so lange aufgehalten.
Vergleichen wir es mit TV vs. Kino. Ich kann mir ein 80 Stunden TV-Serien-Epos wie Battlestar-Galactica auf DVD anschauen. Die Produktionskosten sind in Summe etwa auf dem halben Niveau eines „Avatar“, der nur gut 3 Stunden hat. Will ichs ausgedehnter und teurer, vielleicht alle 3 Herr-Der-Ringe-Teile in der Special-Edition mit 12 Stunden. Kommt irgendwie auch nicht an BSG ran, oder?
Bekomme ich also mit BSG mehr fürs Geld? Ist Herr-Der-Ringe besser oder schlechter als bspw. „Sin City“. Die Antwort: Ich bekomme nicht mehr oder weniger fürs Geld – ich bekomme etwas völlig anderes. Ich will vielleicht gar keine 80 Stunden vor der Glotze hängen, bevor ich endlich das Finale sehe. Ich will spätestens nach einer Woche zufrieden und „durch“ sein.
Womit wir bei dem Problem der „Leichtigkeit“ sind. Spiele sind heute im Single-Player-Part keine „Herausforderung“ mehr. Wer SP spielt, will den Kick und den Effekt, das Aha-Erlebnis. Er will nicht nach 3 Spielstunden feststellen, dass er sich festgespielt hat, weitere 3 Stunden herumexperimentieren um dann einen älteren Spielstand zu laden, weil er an Ecke 10 in Level 3 bei Schalter 9, die hinter einer unsichtbaren Wand versteckte Bazooka zwar gefunden, hat, aber die hinter Säule 27 versteckte zugehörige Munitionskiste vergessen und nun leider keine Kniffte hat, den Endgegner zu besiegen.
Der Multiplayer will die Herausforderung, und die bekommt er durch menschliche Gegner. Die Rechnung hier ist sehr einfach. Multiplayerlevel sind recht einfach zu programmieren, brauchen auch nicht übermäßig viele Details. Man kann sich ganz auf die Balance konzentrieren. Darum haben selbst bescheidene Spiele oft einen guten MP-Teil. Und darum darf dieser heute auch nirgends mehr fehlen.
Und das schöne: Man braucht keine KI, spart somit Rechenpower und natürlich erspart man sich den wirklich kompliziertesten Teil eines Computerspiels zu programmieren.
Das Konsolen immer ungebrochen erfolgreich waren stimmt so auch nicht.
Anfang der 90er war das Konsolengenre praktisch nicht existent und die PS1 war deshalb so lange auf dem Markt, weil sie anfangs zwar technisch beeindruckend war, aber bis 1998 ein Ladenhüter.
Wer kennt noch das 3GIO, das CD32 oder gar den Dreamcast. Alles Hightech-Konsolen-Flopps, welche den damaligen PCs weit voraus waren.
Es gab noch ein paar, die keiner wollte. Selbst Nintendos N64 war kein Verkaufs-Hit, trotz damals sehr beeindruckender Fähigkeiten.
Was aber stimmt ist, dass Konsolen immer dann besonders erfolgreich waren, wenn sie sehr gute Casual-Games boten! Die Wii, hier schön kritisiert wird ja nun niemandem aufgezwungen. Keiner hat den leuten befohlen sich mit Plastegitarre bewaffnet oder auf einem weissen Brett Kapriolen schlagend sich zum Idioten zu machen.
Das machen die frewillig!
Casual Games hat es imme gegeben und die wird es immer geben, denn der Haupgrund für das Spielen als Erwachsener ist nicht mehr das Lernen, sondern das Entspannen. Bei ner Runde Doppelkopf lernst du nichts, du entspannst. Und erkläre mir nicht, dass das, was man bei Mechwarrior lernt, Dir auch nur im Geringste im Leben weiter hilft. Das ist auch überhaupt nicht schlimm, denn das was diese Spiele Dir beibringen können (Komplexe Sachverhalte erfassen, Logik, Mathe etc.) das hast Du schon drauf, du trainierst es nur und deshalb entspannen diese Spiele eher.
Was mich vielmehr aufregt ist, dass ich gerade die Tastenkombination in Firefox gefunden habe, die ein Tab schließt, ich sie aber wieder vergessen habe, aber Gott sei Dank ich hab ein Backup…
Ich sehe also diese Spiele als notwendig an, trenne aber klar TRASH und Casual. Casual ist nicht immer TRASH. Der Gestresste Deutsche, oder das kleine Kind will halt abends nicht den komplexen Sachverhalt einer umfangreichen Fantasywelt. Dem ist es auch bei einer schnellen Rennrunde egal, ob der Typ in der Box immer gleich aussieht. Der will Popkorn für die Augen und Cola für das Hirn.
Klar sind Casual-Games spielerisches Junkfood. Doch was ist größer: Käfer oder McDonalds? Und wie kommt das?
Beim Kino-Vergleich: Ich schau mir auch gerne mal eine Action-Prügel ohne Sinn und Verstand an und behaupte, er ist nicht schlechter als eine gut gemachte Biografie oder Buchverfilmung. Er ist anders, mit einem anderen Ziel. Keiner sagt: Ey, heut Abend schau ich mir mal total relaxed „Das Leben der anderen“ an. Schöön mit Pizza…
Keiner sagt auch: „Ich mochte bei Avatar die intellektuelle Öko-Botschaft.
BIO-Junkfood.
Nun könnte ich noch über soziale Vereinsamung beim Rückzug in komplexe Welten mit intelligenten Ersatzgegnern als Gegenpart zur Realität kommen, zum Thema Realismus in der Simulation (übrigens ein Widerspruch in sich), oder auch einfach mit dem Thema „Freizeitgestaltung, Individualität und geistige Reife“.
Ich persönlich (und jetzt lenke ich ganz reisserisch auf die Gewaltspieldisukssion) denke nämlich, dass der o.g. Aspekt der spielerischen Freizeitgestaltung durch Computerspiele sehr „gleichgeschaltet“ wird und deshalb Kiddys von heute quasi „keine Zeit“ mehr haben, sich mit sich, ihrem Bewustsein und dem Umgang damit zu beschäftigen. Sie schlüpfen in das Bewustsein eines Avatars und leben stattdessen sein Leben und seine Erfahrungen und diese sind nun einmal eingeengt in die Fiktion der Programmierer. Es sind ja keine echten Erfahrungen. Anders ist es bei einem Buch natürlich auch nicht, nur mit einem Buch kann ich nicht interagieren. Im Buch muss ich mich in eine Figur hineinversetzen, die eben nicht das tut, was ich befehle…
Der Text könnte an dieser Stelle ewig weiter gehen. Die Frage die sich mir also stellt ist: „Ist das Fehlen von Realismus in Weltkomplexität und KI usw. ein Zeichen der Dummheit der Spieler, oder doch eher des Erkennens, dass es am Ende nur ein Spiel ist, welches Spaß machen soll. Spaß, der durch höhere KI und Realismus weniger gefördert wird, als durch Eyecandy?“
Und jetzt wirds knifflig:
Was ist verrückter: Ein Spiel völlig frei von Sinn zu spielen, oder den Sinn in einer künstlichen Welt zu suchen?
„F1 2010 ist sinnlos“ – okay, aber wird es sinnvoller durch höheren Simulationsgehalt? Du wirst wie alle anderen Spieler niemals F1-Fahrer werden und das Gefühl in einem 400 PS-Boliden zu sitzen, das kann ein PC dir unmöglich so real bieten, wie die Realität.
Du willst intelligentere Gegener, weil es mehr spaß macht, diese zu jagen und abzuknallen, denn darum geht es beim Egoshooter. Du erwartest Dir ein besseres Spieleerlebnis? Wo ist nocht einmal das Erlebnis etwas intelligentes zu jagen und zu töten? Willkommen im Neandertal!
Nun habe ich locker flockige 4 DIN-A4-Seiten mich mit der oberflächlicheb thematischen Betrachtung Deines Artikels beschäftigt und bin eigentlich nicht zu dem gekommen, was ich im Artikel so schmerzlich vermisst habe und was eigentlich das große Problem moderner Spiele ist.
„Ist reine Unterhaltung Kunst?“, „Gibt es die Kunst des Unterhaltens?“, „Kann ein Spiel ein Kunstwerk sein?“ und „Wenn kommerzieller Erfolg so wichtig ist, kann ein Kunstwerk kommerziell erfolgreich sein und gleichzeitig ein Kunstwerk?“
Ich persönlich denke das die wahre Kunst in der Spielebranche ist, eine echte Innovation so unterhaltsam zu machen, dass sie Kommerziell erfolgreich ist.
Das ist so schwer, dass sich nur alle jubeljahre Publisher daran wagen.
Man kann das nun als schlimme Entwicklung sehen, oder rüber zur Kinounterhaltung blinzeln und sich entspannt zurück lehnen und auf das nächste Kunststück der Spieleindustrie warten.
PCO
Doppelpost … samt Ladeunterbrechung … jaa, Text ist eine knifflige Sache für WordPress *g*
Eines vorweg: ich will ein größeres Eingabefeld bei den Kommentaren – dat kleene Kästchen ist Twitter-Stil, aber das reicht nicht, wenn man Inhalte einbringen will. Ich musste jetzt echt Wordpad aus der Kiste holen, um halbwegs den Überblick behalten zu können 😉
Noch eines vorweg: Du hast mir mit Deinem Kommentar einen gehörigen Schrecken eingejagt, aber dann hast Du ja geschrieben, dass Du mehrmals angefangen hast, ihn durchzulesen, und von einer „oberflächlichen Betrachtung“ Deines Kommentares gesprochen – das relativiert die Sache ein Stück weit, ändert aber nichts daran, dass es vieles zu klären gibt. Deine eine A4-Seite übertreffe ich daher natürlich locker.
Dieser Report ist umfangreich – anders ging es leider nicht. Er war, als ich ihn im Oktober letzten Jahres anfing, zwar kürzer konzipiert, doch je mehr ich recherchierte, desto mehr sah ich mich gezwungen zu betrachten und somit einzubringen. Ja, Oktober, schau mal an! Daher auch der Verkaufshitlisten-Auszug vom November 2010 – ich musste zwischendurch längere Pausen einlegen, weil einige meiner ursprünglichen Thesen revidiert werden mussten, weil neue Zahlen und Statements betrachtet, analysiert, verstanden und angewendet werden mussten. Der Spagat aus Wissenschaft und Polemik ist die Lösung, wenn es darum geht, eine möglichst heterogene Leserschaft zu erreichen, hierbei jedoch auch klar auf die 20-Sekunden-Leser zu verzichten. Wenn ich den Report streng wissenschaftlich angelegt hätte, wäre er 30 Seiten lang, wenn ich ihn auf BILD-Niveau geschrieben hätte, wäre er eine Seite lang – so und so der falsche Weg. Wenn, dann hätte ich zwo Reports schreiben müssen, auf der BILD-Version hätte jeder rumgehackt, auf dem wisstl. Text niemand, weil ihn sich keiner durchgelesen hätte, nach spätesten 3 oder 4 Seiten kapituliert hätte. Vergleichbare Aussagen wie Dein „1.333.448.4999.333.339.999 Flohfürze“ findest Du im meinem Report nicht – ich weiß ja, dass Du auf Polemik stehst, aber wenn ich hier etwas Derartiges eingebaut hätte, wäre es ganz einfach falsch gewesen, weil nicht dem Anspruch genügend.
Mein Fazit stand nicht von Anfang an fest, ich hatte einen gewissen Satz an Daten (Erfahrungen, Zahlen, Links) auf dessen Basis ich an die Sache heranging – das nennt sich Korb an Hypothesen, Du kannst es auch als eine Prädisposition bezeichnen, die ein jeder Mensch hat. Das ist immer so, man kann noch so objektivistisch herangehen, man ist letztlich immer nur verankert im eigenen Ich. Im Gegensatz zu Guttenberg habe ich mich aber an ein Thema gesetzt, welches erkenntnisfördernd ist, keine schnöde historische Betrachtung darstellt, außerdem habe ich den Report höchstselbst verfasst.
Dass ich Spielemurksschmieden und -konsumenten am liebsten „abschaffen“ würde, kann man mir nicht vorwerfen, dann müsstest Du auch den Grünen vorwerfen, dass sie gegen die brutale Umweltverschmutzung sind, den denkenden Menschen, dass sie sich gegen die BILD aussprechen oder Fahrlehrern sagen, sie sollen aufhören, ihren Schülern spritsparendes Fahren beizubringen. Willst Du das?
Ich weiß nicht, warum Du den Gegenpart einnimmst, es geht eigtl. nur aus systemischen Gründen, bei denen aber schießt Du oft meilenweit vorbei. Letztlich, so fiel mir gestern beim Abwasch ein, kann ein Mensch schon froh sein, wenn er um die Existenz des Tellerandes weiß, in der Hoffnung, dass es sich auch wirklich um einen Tellerand handelt und nicht nur um ein großes Stück Wurst in der Suppe.
Fundamentalkritik ist die heftigste Form und stößt daher am meisten an – das soll sie, das muss sie.
Im Fazit sind die Probleme auf den Punkt gebracht, auch wenn es Dir nicht passt (und Du keine Gegenargumente lieferst) so sind ist das kapitalistische Grundprinzip gepaart mit massiven sozialen Problemen, die eben NICHT oft genug erwähnt werden, die Ursache darstellen. Computerspiele werden eben NICHT im öfftl. Diskurs umfassend betrachtet, ihre soziale Komponente meist nur auf Killerspiele, Amokläufe und Vereinsamung reduziert – wie es dazu kommt und warum, wird ausgeblendet, weil man sich sonst nämlich die Hände schmutzig macht. Eie Einbringung der religiösen Elemente stammt von Dir, ist hineininterpretiert, für mich nicht nachvollziehbar, inhaltlich höchstens als Contra-Stilmittel für meinen „inquisitorischen“ Stil zu betrachten, hilfreich aber kein Stück. Dass die Religion früher der Gegner der Wissenschaft WAR, ist auch nicht korrekt, sie ist es heute noch (Kreationismus lässt Grüßen), zudem sollte man bedenken, dass die Religion eine Spielart der Macht ist und somit die alte Frage „Was lässt sich leichter beherrschen: ein schlaues oder ein dummes Volk?“ von ganz allein in voller Größe die Diskussionsarena betritt. Man sollte stets ins Detail gehen, auch die Meta-Ebene nicht fürchten, aber dann bitte auch die Verknüpfungen sehen.
Auch deine Aussage, Computerspiele kämen eben nicht erst in den 90ern auf, geht am Thema vorbei, denn es geht hier in dem Report (daher habe ich dies auch explizit vorangestellt) eben um die heimischen Computerspiele. Es ist etwas grundlegend Anderes, wenn man in eine Spielhalle geht und da Mark für Mark (Quarter für Quarter) in einen Automaten wirft, da ist man nämlich kaum für sich allein, hat kein Spiel gekauft, sondern mietet es (und die Hardware), kann an der Hardware nix ändern, nix modden, nicht (kaum) cheaten, kann nicht in einer schlaflosen Nacht kurz den PC anwerfen, spielt nicht Multiplayer, es gab keine Möglichkeit, eine miese KI hinter einen tollen Inszenierung zu verstecken, die Immersion ist eine total andere etc. pp. – dies muss unbedingt beachtet werden, sonst kommt man (wie Du) auf falsche Prämissen, die zwar inhaltich korrekt sind (keine Bange, hast schon Recht), doch eben am Thema vorbeigehen und auf den falschen Pfad führen.
Ich habe übrigens nirgends behauptet, es hätte nicht alle Genres schon früher gegeben, ebensowenig habe ich behauptet, dass „Das Konsolen immer ungebrochen erfolgreich waren“ – was hast Du da denn bitte gelesen? Oder wolltest Du es lesen? Standpunkt? Prämisse? Hypothese? … ick hör Dir trapsen? Strukturelles Contra und des Contras Willen?
Was Du „Euphemismus“ nennst, ist das Beschönigen schlichter Lügen, denn realistischer war schon das auch erwähnte Racing Sim 2 (2002!), Du hast nie F1 2010 gespielt und bist auch kein Renn-Sim-Fan, Du kannst nicht nachvollziehen, welch Schundwerk dieses Spiel ist. Marketing ist Werbung und Werbung ist Propaganda – dies zu sagen, ist heute wie das Bezweifeln der Existenz Gottes im Mittelalter. Man kann es hinnehmen, muss es aber nicht. Man kann es glauben, muss es aber nicht, man kann auch glauben, dass von Pierer von nix wusste, aber es ist nicht vernünftig. Es sei erlaubt, andere Sichtweisen zu präsentieren und solange PR-Fachleute noch über 150 gängige Definitionen von PR haben, solange selbst PR-Fachleute noch sagen „Ohja, zwischen Werbung und Produkt-PR ist keine klare Grenze zu ziehen“, sollte man sich auf die grundlegenden Dinge konzentrieren, sonst verrennt man sich in Kleinkram und Fehlinterpretationen. Ungelogen würde bei F1 2010 z.B. „State-of-the-Art Grafik, alle aktuellen Strecken und Namen, wechselnde Witterungsbedingungen“ als Beschreibung gehen, das kann man absolut unterstreichen. Der Rest ist und bleibt aber eine Lüge – und das MUSS man so klar sagen, denn sonst verseicht man fröhlich mit! Warum wagen sich Juristen nicht an Klagen gegen Spieleschmieden? Weil immer das K.O-Argument kommt: „Realismus liegt immer im Auge des Betrachters“ – womit wir wieder bei Aspruch vs. Wirklichkeit, bei Leichtbeeinflussbarkeit vs. hohen Erwartungen wären, bei BILD vs. Nachdenkseiten, bei Thermaltakes vs. Noiseblockers Dezibel-Angaben.
Ich vergleiche ES mit ST:EF ganz bewusst, wie im Rest der Abschnitts deutlich wird aber nicht aus Frust über ST:EF, sondern um die Vielfältigkeit der Spieldauer in Genres darzustellen.
Warum machen sich Menschen freiwillig zu Idioten? Hui, ein weites Feld, da ich kein Karaoke-Fan bin, halte ich mich da lieber mal zurück, und auch das Phänomen „Anspruch“ (wie von Dir in Sachen Filme angeführt) ist nie zu lösen, denn natürlich hast Du Recht, wenn Du dafür plädierst, dass es Spaß machen soll, Entertainment eben, aber dafür habe ich ja den Dispositiv aus der Kiste geholt (siehe Dress-Up-Game). Ich habe sogar explizit geschrieben, dass jedes Genre seine Berechtigung hat.
Du schreibst, ich solle mich mit der Softwareentwicklung nochmal genauer beschäftigen, widersprichst mir aber gar nicht, wiederholst sogar, was ich schrieb – was willst Du mir damit sagen?
Du stellst meinen Wunsch nach intelligenten Gegner auf die Neandertal-Stufe? Das ist keine Polemik, das ist schlicht widersinnig. Dem Neandetaler ging es ums Überleben, ihm wäre ein saudummes Reh viel lieber als ein schlaues! Und wieso nur in Egoshootern? Was ist mit Dialogen in RPGs? Bei Gegner in Renn-Spielen? Geht’s Dir nur ums Töten? Endet die KI bei der 90°-Drehung des angeschossenen NPCs bei Unreal?
Wieso unterstellst Du, wie ich befürchte generalisierend von Dir, dass „Wer SP spielt“ allein den“Kick und den Effekt, das Aha-Erlebnis“ will? Da liegt doch der überfahrene Frischling auf der Landstraße! Du stellst eine wilde These in den Raum, mehr nicht. OK, meine Gegenthese: nicht jeder will nur den Kurzzeit-Kick samt Aha-Erlebnis, deshalb werden die kritischen Worte bzgl. moderner Shooter ja auch immer lauter, sind immer öfter zu finden. Ich brauche nur einen schwarzen Schwan zu finden, Du müsstest alle untersuchen und dann auch noch darstellen, dass sie weiß sind.
Den größten Fehler begehst Du aber, wenn Du schreibst „eine echte Innovation so unterhaltsam zu machen, dass sie Kommerziell erfolgreich ist“ – denn erstens gibt’s keine echten Innovationen (wie ich bereits im Report ausrücklich darstellte) und 2. siehst Du „die wahre Kunst“ darin, wenn Kunst auch kommerziell erfolgreich ist, was aber falsch ist, denn es sind zwo Phänomene, die nur dann wirklich funktionieren, wenn sie unabhängig sind. Gerade die Kunst darf nicht den Marktmechanismen unterliegen, denn diese schränken ein, höhlen aus, rauben Kreativität und Mut.
Den anderen größten Fehler begehst Du, dass Du mir unterstellst, ich sei stets und ständig auf Lerneffekte aus, dem ist nicht so, wie ich z.B. mit „für quasi jedes Alter und jede Interessenlage gibt es das Passende“ klarstelle. Hiermit ist dann auch integriert, dass es viele weiße Schwäne gibt, sogar grüne, blaue und silber-rosa-gestreifte. Womit dann auch gleich Deinem Exkurs in die Filmwelt das Wasser der konstruktiven Kritik abgegraben wird.
Letztlich siehst Du keinen Sinn im Wunsch nach mehr Qualität, Du nimmst es hin, Dir geht’s um eine andere Art von Spaß, weil Du eine anderen Art von Spaß präferierst – andere nun, wie z.B. ich, wünschen sich andere Formen, die aber nicht erfüllt werden, weil es den Geschmack der Masse nicht trifft. Hast Du Dich mal gefragt, warum Du kaum noch zockst? Ja klar, wenig Zeit, logisch, aber warum reizen Dich aktuelle Games kaum noch? Warum zeihst Du Dir lieber BSG rein, bist lieber mit Deiner DSLR unterwegs, erfreust Dich an HDR und Haustier? Nur weil es Dich kaum noch tangiert, kannst Du Dich zurücklehnen. Fußball juckt Dich auch nicht, Bogenschießen ebensowenig, dass Wärmefalschenschießen olympisch ist, dass Fußballer Unsummen an Gehalt verdienen, dass Bankster dies auch tun, dürfte Dich also auch nicht interessieren – tut es aber. Wieso? 😉
Stell Dir mal vor, auf der Packung von CS5 würde stehen „kann alles und das auch noch besser als CS4“ – bei CS5 müsstest Du aber ein Dutzend für Dich relevante Features dazukaufen, bei CS4 waren sie alle von Hause aus mit drin. Die CS5-Features wären mieser zu bedienen als die in CS4, wären langsamer und in der Feinabstimmung einfach schlechter – hier kommt dann das kapitalistische Element zum Tragen: dann wäre CS5 rausgeschmissenes Geld und Du kannst niemanden verkaufen, dass Dich das nicht stören würde 😉
Die ultimative Kurzform: es geht in diesem Report nicht das Darstellen der Überflüssigkeiten gewisser Genre oder Spiele, es geht um die Bedeutung dieser und um die Erklärung, wie es so gekommen ist, wie es gekommen ist, welche Gefahren hierin liegen und warum der Käufer letztlich sogar der Doppelt-Dumme ist!
Das muss zu Biere erneut erörtert werden. Bis dahin schließe ich mit den Worten: Sowohl in Firfox, als auch Opera und Chrome ist bei Verwendung halbwegs moderner Browserversionen unten rechts ein kleines Dreieck im Kommentarfenster. Damit kannste das Ding auf die größe einer A4-Seite aufziehen 🙂
Peace PCO
Bier verschlechtert die Fähigkeit logisch zu denken, es muss Scotch her! *gg*
Ich sehe leider kein kleines Dreieck im/am Kommentarfenster, welches bei mir lediglich ein schnödes, graugerahmtes Rechteckt ist 🙁
Hallo,
nachdem das Feedback ja bisher recht bescheiden war, melde ich mich auch mal.
Ich habe endlich mal de Zeit gefunden, alles durchzulesen, und leider muss ich mich größtenteils deiner Meinung anschließen.
Glücklicherweise gibt es aber immer wieder Spiele, die es schaffen, aus dem 08/15 Dasein auszubrechen, und genau die interessieren mich dann um so mehr:
Früher war das mal X-Wing (da konnte man hin fliegen wo man wollte, im Gegensatz zu RA, das hab ich gleich im Laden liegen lassen…) oder Schleichfahrt (eine klasse Story toll visualisiert), später dann mal Operation Flashpoint (ich kenne das Spiel erst ab Patch 1.40, da war es aber beeindruckend), SportscarGT (für mich eines der besten Rennspiele überhaupt; da merkt man den Unterschied zwischen trockener, nasser oder verschmutzter Fahrbahn sehr gut, und die Nachtrennen waren der Hammer) oder der obligatorische MS Flugsimulator. Begeistern konnte mich ebenfalls Silent Hunter 3 oder Il2 Sturmovik (man merkt, ich bin Simulations-Fan).
Die Spiele konnten mir einen Spielspass vermitteln, der in vielen der „AAA Titel“ einfach nicht vorhanden war/ist. In Doom, HalfLife oder Unreal irgendwelche Wege oder Gänge entlang laufen und ein Alien nach dem anderen abballern wird einfach schnell langweilig. Beim FSX hingegen planlos durch die Gegend fliegen hat immer einen Reiz. Zum einen, weil man da evtl. noch nie geflogen ist (quasi virtueller Urlaub), zum anderen, weil das Wetter sich ändern kann, die Technik versagen kann…in größeren Dosen kann es aber auch langweilig werden (von München nach NewYork in Echtzeit, das muss jetzt nicht wirklich sein).
Besonders problematisch in Bezug auf „Langweilig“ sind gerne mal RPGs. Eigentlich bin ich nicht unbedingt ein großer RPG Fan. Trotzdem fand ich die Spellforce Reihe interessant, weil die Story für mich spannend war und der Mix mit Echtzeit Strategie gut gepasst hat. Die KOTOR Reihe bot ebenfalls eine tolle Story und dazu noch ein riesiges Areal, welches man abgrasen konnte, und großartige Charaktere (z.B. HK 47). Wenn man da was suchen musste, dann wurde es allerdings auch schnell mal nervig.
Sacred und Silverfall hingegen konnten mich nicht überzeugen (dauernd kreuz und quer über die Karten laufen und irgendwas suchen ist irgendwann nur noch langweilig).
Die RPG Überraschung der letzten Jahre war für mich auch Venetica. Manchmal etwas kitschig, aber insgesamt sehr liebevoll gestaltet und mit ordentlich Spielspaß gesegnet, von der ausgefallenen Story ganz zu schweigen. Natürlich war die Bewertung in vielen Reviews eher bescheiden…
Daher interessieren mich Spiele, die in Reviews besonders gut abschneiden, meist nicht die Bohne. In COD 2000 oder Crysis 300 wird man immer noch irgendwelche vorgegebenen Gänge entlang laufen müssen, und dabei alle Gegner lässig im Laufschritt mit einem Headhit erledigen…nein Danke, ohne mich.
Da hab ich mir lieber ArmA 2 geholt (auch wenn es BI typisch erst einige Patches braucht, bis es gut läuft; immerhin kommen die Patches zuverlässig). In dem kann ich selber bestimmen, was ich mache, und das Ende wird durch meine Aktionen bestimmt und ist nicht schon von Beginn an fix vorgegeben. Um ein anderes Ende erreichen zu können muss ich was genau machen??? Gute Frage, entweder im Inet nachlesen (was für mich Cheaten wäre), oder nach dem Trial & Error Prinzip einfach rumprobieren.
Ein Fehler, der meiner Meinung nach von den Spiele Entwicklern gemacht wird, ist der, dass die Spiele für die Konsolen programmiert werden und dann die Portierung auf den PC erfolgt. Sinnvoll wäre genau anders herum: Spiel für den PC schreiben und dann für die Konsolen „abrüsten“. Bestimmte Effekte fallen dann einfach weg, die Texturen und die Polygondichte werden reduziert…so weit, bis es auf der Konsole flüssig läuft. So kann der Entwickler das PC Spiel schreiben, und die Portierung auf Konsolen kann dann evtl. teilweise automatisiert laufen (ein Programm reduziert z.B. automatisch die Texturauflösung aller Texturen um den Faktor 8).
Das Problem mit dem fehlenden Spielspass löst man dadurch aber auch nicht. Da muss der Entwickler sich auch mal was Neues einfallen lassen. Und das geht durchaus:
Während Doom 2 und Konsorten die üblichen „linear durch die Gänge lauf“ Shooter waren, hat LucasArts mit DarkForces 2: Jedi Knight die Idee gehabt, nicht nur mit den üblichen 10 Waffen rum zu hantieren. Da kamen dann noch Jedi Kräfte hinzu, die erst erlernt/verbessert werden mussten. Dadurch ergaben sich neue Möglichkeiten für den Spieler. Entweder mit lautem Getöse durch den Vordereingang stürmen und wild um sich ballern (also wie üblich), oder sich leise hinein schleichen, mit den Jedi Kräften die Gegner verwirren, herauslocken oder leise ausschalten (leider war der Weg oft ziemlich linear gehalten, aber für die damalige Zeit war das schon revolutionär und besser als jeder „Supermegaduper Anzug“, den der Spieler heutzutage virtuell an hat).
Um noch kurz ein Beispiel zu nennen, dass ein Publisher auch wunderbar an den Kunden vorbei eine Fortsetzung basteln kann, könntest du auch noch Silent Hunter 5 aufnehmen. SH3 hatte ich ja oben positiv erwähnt, daher war die Erwartung an SH5 natürlich groß, die Enttäuschung allerdings noch größer:
Gute Grafik und eine interessante, neue Steuerung mit neuen Aufgaben klangen gut. Leider war die Steuerung sehr gewöhnungsbedürftig (der virtuelle Kaleun bleibt gerne beim Treppensteigen hängen, mal schnell zum Geschütz vor laufen kann man vergessen, obwohl das bei den Maulwürfen am Geschütz nötig wäre), dazu ein Kopierschutz, der nervt und der offensichtlich als Ersatz für weitere UBoote dienen sollte. Denn bei SH5 gibt’s nur das Modell VII statt den Booten II, VII, IX und XXI aus SH3. Die Kampagne endet mitten im Krieg, so als ob später mal eine Erweiterung kommen sollte (nur kam die bisher nicht und ich rechne auch nicht mehr damit). Die Community war natürlich ziemlich sauer, ein Silent Hunter 6 kann man sich daher getrost sparen, denn das würde keiner mehr kaufen.
Insofern finde ich, dass die Absatzzahlen im PC Bereich, über die die Publisher immer klagen, teilweise auch selbst verschuldet sind (weil man zu sehr auf den Konsolen Markt fixiert ist und treue Kunden mit teilweise unfertigen Produkten oder fehlenden Features verärgert).
Entsprechend fand ich deinen Kommentar auch toll. Allerdings habe ich wenig Hoffnung, dass sich daran was ändert. Denn die Kunden und die Reviewer finden das aktuelle Vorgehen ja scheinbar nicht kritikwürdig, daher werden die Publisher und Developer auch nichts an ihrer Strategie ändern.
Gruß Oberst.
Venetica war eine positive Überraschung, neben der adretten Hauptdarstellering gabs knackige Missionen, fiese Bossgegner und ein schönes, abwechslungsreiches Setting – hat Spaß gemacht! Auch die alten Shooter (neben JK verweise ich mal auf den Steinaltklassiker Terminator Future Shock) hatten was an sich, nämlich Bewegungsfreiheit, für Frischlinge war das nix, die waren schnell überfordert. In den letzten Jahren bin ich vom Shooter-Zocker zum Action-RPG-Spieler mutiert, weil bei Mass Effect, TES Oblivion und Fallout3 der Action-Part nicht zu knapp geriet, dabei aber auch Spieltiefe (Stroy, Quests, Entwicklungen etc.) en masse vorhanden war. Da ist’s mir auch recht egal, ob New Vegas mehr oder weniger so „hässlich“ ist wie FA3, darüber kann ich, Spielspaß sei Dank, hinwegsehen.
Da du OFP angesprochen hast: schon Red River gezockt? Gerade dieses Spiel ist ein Paradebeispiel für den geistigen Untergang des Genres 🙁 Story zum Vergessen, Sprüche zum Davonlaufen (ich glaube, die Dialoge wurden von 14-jährigen Gansta-Rappa-Kids geschrieben), eine gruslesige KI (Hühnerhaufen & Schusslinen-Idioten) und viele Fehler im Leveldesign (gesichterte Stellung einnehmen, aber nicht mal ’ne Handgranate dabei haben, weil man noch keinen dafür benötigten Charakter-Level erreicht hat) können es dem Spieler echt versauen. Inhaltlich gesehen ist das Spiel nicht ein Rückschritt zum Original, sondern ein großer Rücksprung – traurig & ärgerlich! 🙁
Silen Hunter habe ich früher mal gezockt, wurde aber nicht warm mit dieser Art von Simulation. Deine Erfahrungen decken sich aber mit dem eines alten Kumpels (ein echterU-Bott-Freak), welcher mir schrieb, er würde Subsim und Ubisoft gern „irgendwie von diesem Planeten putzen“.
Tja, warten wir mal wie, der Duke sich letztlich präsentieren wird, wie Mass Effect 3 daherkommt und ob Skyrim vll. was taugt – die Hoffnung stirbt zuletzt.
„Da du OFP angesprochen hast: schon Red River gezockt?“
Passe…ich hab mir bei Steam im Sonderangebot mal OFP:DR für 9€ oder so geholt, mal zum antesten. Ich hab gleich 2 Minuten durchgehalten, dann war der Brechreiz zu stark… 🙂
Für mich sind das keine Fortsetzungen von OFP mehr, entsprechend verzichte ich da gerne.
Ich bin ja mal auf Panzer Corps gespannt, das soll ein indirekter Nachfolger von Panzer General 3 werden. Ein rundenbasiertes Strategiespiel, ich hoffe mal, dass es mit dem Original mithalten kann, denn dann wird’s gekauft.
Zum Thema: „Spiele vom PC Richtung Konsole“ – Error in Argument!
Ein Spiel, welches auf ner X-Box läuft, läuft garantiert auch auf einem PC. Ein paar nette höher aufgelöste Texturen, den Tesselationsschalter in der Engine auf „on“, ein paar mehr „Dreiecke“, fertig ist der aufgebohrte PC-Titel. Den PC bringts kaum ins Schwitzen. Für den PC „optimiert“ ist da gar nix. Gut gaanz so einfach ist es vielleicht auch nicht, aber der Aufwand ist überschaubarer.
Wenn Du einen Highend-PC-Titel hast, hast Du ihn auf Highend optimiert. Musst Du ihn „runterschrauben“, dann schießt Du entweder über das Ziel hinaus und der Titel sieht noch wesentlich bescheidener auf der Konsole aus, als er sowieso schon könnte, oder aber Du machst zu wenig und hast eine Ruckelorgie.
Ich hoffe das IDs Tech5 da eine Trendwende bringt, denn die Tools von Tech5 sind stärker auf Parallelentwicklung ausgelegt und die Engine skaliert „von sich aus“ stärker mit der Basisarchitektur. Ein guter Ansatz das Dilemma zu knacken. Aber ab vom technischen sind Konsolentitel „Junkfood“. Und aus einer Burgerboulette wird auch nicht durch Dreingabe von Zwiebel vom Südhang der Bologne ein Entrecote… man muss sehen. PCO
Du denkst zu sehr in Richtung Grafik, vergiss bitte auch nicht die Eingabemedien (siehe Maustasten-Problematik im Report, man denke auch mal an die ganzen Wii-Controller) und bedenke auch die PS3: da gibt’s nämlich einige wirklich interessante Titel, die eben nicht portiert worden sind – dafür muss es Gründe geben. Entweder technische oder aber finanzielle – beides ungut 🙁
Brink, der Nachfolger von wolfenstein: Enemy Territory, ist gerade frisch erschienen und dieser kleine Screenshot sagt schon eine ganze Menge über Konsoleros aus:
http://download.orthy.de/2011/brinkscreen.jpg