Hardwaretest: „Poppstar NE10“

USB 2.0-Festplattengehäuse gibt es mittlerweile wie Sand am Meer und dank USB 3.0  sowie e-SATA sind solche Gehäuse eigentlich fast schon überflüssig, aber wenn der Preis heiß ist, darf man mal schwach werden. Für extrem günstige 8,99€ inklusive Versand (!) gibt es von „Poppstar“ das Modell „NE10“, welches dennoch nicht auf ein schickes Aluminiumkleid und einen Ein/Ausschalter, wohl aber auf einen nervigen, lauten Lüfter verzichtet. Ob das Schnäppchen auch auf den zweiten Blick eines ist, wird hier und jetzt herausgefunden.

Testphilosphie


Es gilt grundsätzlich, ein Produkt so zu bewerten, dass das Anliegen des Herstellers samt seiner Vorstellungen über die anvisierte Klientel, sowie die Wünsche der Interessenten und Kunden in den Fokus gerückt werden. Wenn ein Produkt vor allem durch seinen extrem günstigen Preis die Käufer anziehen soll, ist natürlich keine extravagante und umfängliche Ausstattung zu erwarten. Das NE10 ist ein externes USB 2.0-Festplattengehäuse für S-ATA HDDs, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Soll heißen: „Festplatte rein, alles zusammenbauen, anschließen, loslegen, fertig.“  Was man aber auch von einem günstigen Produkt erwarten kann, ist eine solide Verarbeitung, eine vernünftige Handhabung bei der Installation und des Betriebs, die Einhaltung der angegebenen Produkteigenschaften sowie offizieller Spezifikationen und dies alles natürlich ohne die Inkaufnahme signifikanter Probleme wie zum Beispiel Risiken und Sicherheitsmängel aller Art.

Produktbezeichnung: Poppstart NE10
Produktinformationen: siehe Datenblatt des Herstellers bzw. Distributors
Produktpreis zum Testzeitpunkt: 8,99 Euro

Äußerlichkeiten


Gut geschützt im rot-weiß gehaltenen Pappkarton kommt das NE10 samt Zubehör daher. Das Gehäuse ist kompakt, das schwarze Aluminiumkleid macht einen soliden Eindruck, Verarbeitungsmängel sind keine festzustellen. Die mehrsprachige Installationsanleitung beinhaltet keine Bilder über den Installationsprozess, sondern setzt eher auf Icons und Worte – das ist aber nicht großartig von Nachteil, denn der Zusammenbau ist sehr simpel, auch Anfänger sollten keine Probleme haben. Ein paar Bilder würden dennoch nicht schaden, wer aber nicht mit einem Schraubendreher umgehen kann, sollte wohl sowieso eher die Finger von Computerhardware lassen.
Das Netzteil, ein 70 cm kurzes USB-Kabel, ein Standfuß aus Hartplastik und eine Tüte mit 6 kleinen Schrauben runden den Lieferumfang ab. Etwas wahnsinnig Interessantes oder Aufregendes sucht man vergebens, sodass umgehend ein paar Impressionen geliefert werden dürfen.

Inbetriebnahme


„Wenige Teile = wenig zu tun“ – das gilt auch beim NE10. Man zieht den Einschub heraus, steckt die Festplatte an die Platine, fixiert den Datenträger an der Unterseite mit den vier hierfür gedachten Schrauben, schiebt alles wieder zusammen und  befestigt den Einschub seitlich mit den beiden übrigen (schwarzen) Schrauben – das dauert keine 2 Minuten. Ob man den Standfuß nutzt oder nicht, bleibt dem Käufer und den Platzverhältnissen überlassen, mit einem unkomplizierten Klick sitzt er aber schnell und lässt sich der Längsachse nach noch justieren. Strom- und USB-Kabel anschließen, via kleinem Schalter auf der Rückseite anschalten, Windows oder Mac-OS die neugefundene Hardware installieren lassen, fertig.  Alles in allem eine sehr simple Angelegenheit.

Der Standfuß erledigt seinen Job zufriedenstellend, das NE10 läuft nicht Gefahr einfach umzukippen, auch wenn man mal leicht gegen es stößt. Die Betriebs-LED an der Rückseite des Gehäuses blendet den ja meist vor dem Gehäuse sitzenden Nutzer nicht und da die Aktivitätsanzeige in der Front des NE10 keine Funktion aufweist (es ist schlicht keine LED verbaut), wird der Nutzer auch nicht vom leider üblichen Blinken gestört. Man könnte sich eine dezente LED zwar wünschen, aber das ist Geschmackssache und da die Zugriffs- und Arbeitsgeräusche der Festplatte deutlich zu hören sind, auch wenn die Samsung HD105SI wahrlich keine laute HDD ist (5400 RpM, nur zwo Datenscheiben) , kann man sich gut auf eine zusätzliche Light-Show verzichten.

Praxisbetrieb


Die Schalldämmung bei externen HDD-Gehäusen war schon vor Jahren oft kein Quell der Freude, das NE10 macht es auch anno 2010 nicht wirklich besser: da keine schallschluckenden Materialien im NE10 verbaut sind, ist es nicht verwunderlich,  dass die HDD stets gut zu hören ist. Allenfalls eine leichte Abdumpfung der Betriebsgeräusche kann man feststellen, die Zugriffsgeräusche jedoch kratzen klar und deutlich am Trommelfell des Nutzers.
Positiv darf man erwähnen, dass sich die Vibrationen des Gehäuses in Grenzen halten, obwohl keine spezielle mechanische Entkopplung vorhanden ist. Die Fixierung der HDD am Einschub, das Gewicht des Gehäuses und vor allem der Standfuß sorgen dafür, dass das Gehäuse kaum „mitschwingt“ und nur wenige Vibrationen an die Umgebung (PC-Gehäuse, Schreibtischplatte) weitergibt. Verzichtet man auf den Standfuß und legt man das NE10 auf die flache Seite, werden die Vibrationen deutlich stärker weitergegeben.

Neben Schalldämmung und Vibrationen ist die Kühlung seit jeher ein Knackpunkt bei externen HDD-Gehäusen. In früheren Zeiten, als allzu gern billiger Kunststoff in Massen verbaut wurde, glühte so manche Festplatte förmlich vor sich hin. Das NE10 verzichtet auf eine aktive Belüftung, hat aber Lüftungslöcher und natürlich sein Aluminiumkleid – an sich sollte die HD105SI somit die erlaubte maximale Betriebstemperatur (55°C laut Hersteller) nicht erreichen. Ein kleiner Test  zur Sicherheit sei jedoch erlaubt.

Test-Ablauf und-konfiguration:
Das NE10 wird eingeschaltet, läuft 2 Stunden gemütlich vor sich hin, anschließend wird mit dem Error-Scan von HD-Tune der Platte eingeheizt. Da der Controller des NE10 keine S.M.A.R.T.-Unterstützung aufweist, muss manuell mit externen Temperaturfühlern gemessen werden. Hierfür wird auf einen Temperaturfühler der Sentry LXE zurückgegriffen, welcher an den heißesten Punkt der HDD (Unterseite, direkt neben die Achse) befestigt wird. Als Vergleich wird der Betrieb im PC-Gehäuse herangezogen.
Die für diesen Test relevanten Komponenten sind: Samsung HD105SI (Spinpont F3 1TB), im 5,25″ Schacht des Chieftec AEGIS entkoppelt via Sharkoon Vibe Fixer,   „intern belüftet“ = der VibeFixer ist an der Unterseite zentral mit einem Enermax UCTB8 @ 850 RpM versehen, „intern unbelüftet“ = ohne Lüfter. Die Raumtemperatur betrug konstant 22°C.

Dank der aktiven Belüftung bleibt die HDD im tiefstgrünen Bereich, das ist aber natürlich kein Wunder. Auch ohne Belüftung wird die 40°C-Marke nicht überwunden. Immerhin 5 Grad wärmer wird die HD105SI dann im NE10, die erreichten 22 Grad über Raumtemperatur sind für die Samsung unschädlich, doch sollte man bedenken, dass eben die HD105SI eine an sich recht kühle HDD ist (nur zwo Datenscheiben, nur 5400 RpM), bei Festplatten mit drei Datenscheiben, mit 7200 RpM und dies noch im Sommer, wo ja gern deutlich mehr als 22°C im Raum herrschen, sieht die Lage dann schon anders aus. 50°C und mehr sind dann ohne Weiteres zu erreichen, sodass man dann ganz klar von „grenzwertig“ sprechen muss. Für Kapazitätsmonster der neusten Generation ist ein anderes Gehäuse zu empfehlen, aufgrund der Füllmenge und der nicht umwerfend flotten USB 2.0-Geschwindkeit dann eher ein belüftetes e-SATA oder USB 3.0 Gehäuse.

Praxistest: Geschwindkeit

 

Das Leiden des entschleunigten Herrn 2.0: eigentlich bedeutet „USB 2.0 HighSpeed“ satte 480 Mbit pro Sekunde, also so ziemlich genau 60 MB/s, doch die Realität zeigt stets nur Transferraten leicht über 30 MB/s. Dies darf man ohne Euphemisen den Controller-Herstellern zuschreiben, denn egal ob VIA, NEC, AMD, SIS oder INTEL – Werte, die signifikant über 30MB/s liegen, sind einfach nicht praktisch zu erleben. Es ist ein altes Ärgernis, die Hoffnung auf Änderung wurde enttäuscht, Jahr für Jahr, sodass man 30 MB/s schon als „ausgereitzte“ Geschwindigkeit betrachten muss. Wenn das NE10 diesen Wert erreicht, möglichst konstant und sowohl beim Lesen als auch beim Schreiben, kann man folglich ein Häkchen hinter diese Aufgabe setzen.
Drei typische Benchmark-Programme sollen Auskunft geben: als erstes Heises „H2Bench“, dann HD Tune Pro 3.0 und schließlich ATTO Bench32, alles unter WinXP Pro SP3 an einem Heck-USB-Anschluss des Gigabyte EP45-UD3.

Die erzielten Werte zeigen auf, dass das NE10 das Mögliche aus den Bedingungen herausholt, die Unterschiede bei den Werten sind auf die Benchmark-Programme zurückzuführen und normal, daher ist ja auch immer sinnvoll, sich nicht auf ein einziges Programm zu verlassen. Im Alltagsbetrieb werden die Werte bestätigt, bei kleinen Dateien limitiert die Festplatte, bei größeren dann die USB 2.0 Umgebung – alles in allem also eine solide, ganz gewöhnliche Sache.

Fazit


Poppstars NE10 tut was es soll, ohne dabei zu glänzen. Wer ein extrem günstiges USB 2.0 Festplattengehäuse sucht und keine allzu großen Ansprüche stellt, darf ad hoc zugreifen.

 

Zum Schluss noch die Vor- und Nachteile auf einen Blick:

 

JS für Orthy.de, C2010